Stephan Geue schrieb am 01.10.2024 12:07:
zuversichtlichere "wird" gelesen habe...
"Das wird Russland ruinieren!" ist so ein Fall.
Russland hat sich da schon jetzt in die Ecke gemalt, selbst ein Sieg mit nachfolgender Ausbeutung ukrainischer Bodenschätze wird die russische Wirtschaft zusammenbrechen lassen.
Sie haben schon jetzt Stagflation: Inflation ohne (ziviles) Wirtschaftswachstum.
Hmm... Russland könnte sich kaufen lassen. Ein paar Dutzend Milliarden jedes Jahr, für ein, zwei Jahrzehnte, und sie ziehen sich aus der Ukraine zurück. Dann haben sie eine Chance, und die Welt kann die Ukraine in Ruhe wieder aufbauen und mit Verteidigungssystemen ausrüsten.
Ich meine, Propaganda und psychologische Kriegsführung gehören zur Auseinandersetzung dazu; das stellt wohl niemand ernstlich in Frage.
Aber wenn die Propagandisten schon ihre eigene Propaganda glauben, dann läuft doch was schief. Die können doch nicht mehr strategisch denken, wenn sie ihre Lügengebäude für die Wahrheit halten. Es reicht doch, wenn das Fußvolk mit "Hurra!" auf den Feind losgeht. Die Generalität sollte doch auch noch an morgen denken, vielleicht ein paar Defensivlinien aufbauen für den Fall, dass nicht alles so optimal läuft, der Feind nicht ganz so bescheuert ist wie nach außen hin dargestellt.
Nur sind das keine Lügen.
18%, jetzt 19% Leitzins, 9% offizielle Inflation (die reale wird weit darüber liegen, die für Kontrollrechnungen nötigen Daten veröffentlicht Russland nicht mehr, warum wohl...), gleichzeitig Arbeitskräftemangel selbst in der Rüstungsindustrie.
Sowas kann man ein paar Jahre durchhalten. So einen All-In-Krieg hat das 3. Reich geführt, das hat vier Jahre gedauert bis zur Kapitulation.
Aber danach ist es vorbei. BRD und DDR waren pleite, die Reichsmark wertlos. Die BRD ist nur wegen des Marshallplans überhaupt wieder auf die Füße gekommen, die DDR hatte keinen und ist nie so richtig auf die eigenen Füße gekommen.
Update: Gerade bei https://www.fr.de/wirtschaft/unvermeidbares-szenario-russlands-wirtschaft-droht-rezession-93330938.html , Russland steht wohl vor einer Rezession. Die Militärausgaben sind halt ein Konjunkturprogramm, und wir wissen, dass so ein Konjunkturprogramm so lange wirksam bleibt, wie der Staat noch Geld verbrennen kann.
Das ist ein Aufschub, und man kann die Zeit nutzen, die Wirtschaft wieder nachhaltiger zu strukturieren, aber wenn Russland sein Militärbudget sogar von 30% auf 40% aufstockt und ansonsten auf Investitionen verzichtet, geht das noch tiefer in den Abgrund.
Es gibt doch kein sichereres Rezept für die Niederlage als die fortgesetzte Selbstüberschätzung!
Das ist richtig, aber fortgesetzte Selbstunterschätzung ist ein genauso sicheres Rezept für eine Niederlage.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.10.2024 13:28).