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  • HaPeR

mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2012

Idolisierung - Schade im den schönen Platz im Internet

Rudi Dutschke ging es so, wie es Idolen geht und der Artikel an wichtigen Themen völlig vorbei.

1. Heute am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus, in einem Artikel über ihn zu vergessen, wie der Faschismus in den Alltag seiner Kindheit *1940 und Jugend hineinwirkte, ist irritierend. Dazu die christliche Sozialisation und die Konflikte mit der DDR aufzunehmen ist sicher keine leichte Aufgabe. Vielleicht hat sich der Autor deshalb darum nicht gekümmert.

2. Dutschke wurde idealisiert. Von der Springerpresse zum Feind aufgebaut und mit Hetze überzogen, von einem eher bürgerlichen und kleinen Teil der Linken als Ikone dagegen gehalten. Seine theoretischen Beiträge mögen kurze Zeit im SDS-Umfeld Bedeutung gehabt haben. Bedeutenden Einfluss konnte ich nicht verfolgen, als jemand, der 1969 in die SPD in einer Universitätsstadt eintrat.

3. Ein toller Redner war er wirklich nicht. So wie er sprach, hat er sich darum auch nicht bemüht. Habermas baut da eine Strohpuppe auf und tut damit Dutschke keinen Gefallen. Das Dutschkes Zuhörer fasziniert gewesen seien, haben mir gegenüber diejenigen, die ihn erlebten, nie behauptet. Es mag für eine Untergruppe gelten und/oder ein Heldenmythos sein. Die Sache mit den Schachtelsätzen, ein Erbe des Lateinunterrichts, passt.

4. Bereits bei Marx findet sich der Gedanke, dass die kapitalistische Produktionsweise die Gesellschaft völlig durchdringt, bis hin in die sozialen Beziehungen und Denken und Fühlen.

5. "Stalinismus der SPD". Good grief, Charly Brown!

Zuerst einmal muss man heute dazu sagen, dass damals die SPD noch allgemein zur Linken gerechnet wurde und es ein traditionelles Millieu der Arbeitersolidarität gab.

Die Beteiligung an der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg wird von der SPD-Hausgeschichtsschreibung noch heute klein geredet. Das waren damals schon Kämpfe der Großvatergeneration, von den Parteiapparaten aufgekocht. Die SPD wollte das Vergessen machen, die Kommunisten hielten die Erinnerung hoch.

Wichtiger war das Verhalten der SPD gegen die wachsende Gruppe der Studierten in der Bevölkerung. Der erwähnte Helmut Schmidt war so lange ein Verehrer Hitlers, bis er realisierte, dass der Krieg nicht zu gewinnen war. Das teilt er mit vielen seiner Generation, insbesondere "Machern". Diese Leute versuchten die aufbrechenden gesellschaftlichen Widersprüche durch autoritäre Maßnahmen, z.B. in der Tradition des Adenauer Erlass durch den Abgrenzungsbeschluss der SPD und die Berufsverbote, in Hamburg durch die SPD begonnen, nicht offen werden zu lassen. Die innerparteiliche Funktion dieser Maßnahmen spielten praktisch wohl eine wesentlich größere Rolle, als der von Springer gehypte SDS und Dutschke. Es ging in der SPD ums Verhindern eines praktisch wirkenden Klassenbewusstseins. Die Entwicklung führte zu Schröder mit Harz und Riester, was nichts mit Dutschke zu tun hat.

Die Schwäche von Dutschkes theoretischer Position zeigt sich in den zitierten Äußerungen, die zu dieser Auseinandersetzung nur Verwirrung beitrugen.

6. "Menschenrechte"

Wenn heute von "Menschenrechten" die Rede ist, dann nur noch, um imperialistische Kriege zu legitimieren.

Das ist Unsinn. Richtig ist nur der Hinweis auf die propagandistische Verzerrung für imperialistische Zwecke.

Es gibt eine UN-Deklaration, es gibt Einflüsse in den Verfassungen. Es gibt eine lebendige Diskussion. In Debatten mit Rechtsextremisten, Nationalisten, Neoliberalen ist die Verteidigung der Menschenrechte ein wichtiger Baustein. Egal was Bloch dazu meinte.

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Was will uns der Dichter sagen? Keine Ahnung, wirklich nicht.

Dutschke als Person in den Klassenkämpfen seiner Zeit wird nicht transparent, seine Sozialisation und Konflikte wenig aufbereitet, der heutige Jahrestag der Befreiung vom Faschismus und Dutschkes Wirken als bürgerlicher Intellektueller gegen die reaktionärsten Kräfte der Gesellschaft werden ausgelassen. Hier wurde die Chance vertan einen Menschen zu würdigen, der zu den positiven Personen der Nachkriegsgeschichte gehört.

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