https://www.nzz.ch/folio/ende-der-menschheit-aussterben-ist-erstaunlich-schwierig-ld.1827734
Heute verfügen Russland und die USA noch über 1500 einsatzfähige strategische Atombomben. Mit ihnen liesse sich eine Fläche von 200000 Quadratkilometern verwüsten, schätzt Rüegg – fünfmal die Fläche der Schweiz. Für einige Stunden würde 100 oder 200 Kilometer in Windrichtung lebensbedrohender Fallout vom Himmel prasseln, das ist verdampfte Erde, die sich mit radioaktiven Stoffen vermischt und noch lange lebensbedrohlich wäre. Doch weltweit stiege die Radioaktivität kaum. Das schliesst Rüegg aufgrund ihrer geringen Zunahme bei früheren oberirdischen Atombombenversuchen.
Wie viel Staub und Asche in die Atmosphäre gelangen würden und wie stark sie dort das Sonnenlicht blockierten, ist umstritten. Die Idee, dass aus diesem Grund die Temperatur auf der Erde sinkt, brachte wahrscheinlich zuerst 1947 der Science-Fiction-Autor Poul Anderson auf. Die Folge eines solchen «nuklearen Winters» wäre im Extremfall eine menschengemachte Eiszeit. Tatsächlich sagen Modellrechnungen eines voll entfesselten nuklearen Kriegs zwischen den USA und Russland über Jahre einen starken Temperatursturz voraus. Doch selbst wenn das stimmen sollte und, wie eine Studie aus dem Jahr 2022 berechnet, fünf Milliarden Menschen sterben würden, die meisten den Hungertod, ist diese Schätzung weit weg von der totalen Auslöschung der Menschheit.
Die Folgen eines Atomkriegs wären schlimm genug und für die Betroffenen spielt es keine Rolle, ob sie von einer herkömmlichen oder Atombombe getötet werden. Aber warum immer diese Übertreibungen?