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  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Konventionelle Zweitschlagkapazität

die konventionell und – wenn gefordert – auch mit Atomsprengköpfen bewaffnet werden könnten.

Tatsache ist, dass die USA die Entwicklung neuer taktischer Atomwaffen eingestellt haben. Anders als Russland besitzen die USA keine Sprengköpfe, die einfach auf die vorhandenen konventionellen Systeme montiert werden können.

Selbstverständlich besitzen die USA die Fähigkeit, solche Waffen zu entwickeln und unter Trump gab es dafür auch Pläne. Die sind aber alle gestoppt worden. Die Kündigung des INF-Vertrages durch Trump war eine Dummheit, denn die USA halten den Vertrag weiterhin ein.

Bei gibt in den USA eine grundlegende Abneigung dagegen, Milliarden in Waffen zu investieren, die dann über Jahrzehnte in Depots in den USA liegen (so wie die alten nuklearen Tomahawks, die schließlich 2013 verschrottet wurden) und für die es keine realistischen Einsatzszenarien gibt. Die USA haben sich nach 9/11 entschieden, keine neuen Atomwaffen mehr außerhalb der USA zu stationieren, weil ihnen die Gefahr zu groß ist, die Kontrolle darüber zu verlieren. Man erinnere sich: Obama wollte die Atomwaffen sogar insgesamt abschaffen, weil sie für die USA strategisch nutzlos sind.

Biden hatte Russland für den Fall dass es taktische Atomwaffen in Europa einsetzt mit einem massiven konventionellen Schlag gegen seine militärische Infrastruktur gedroht. Russland hatte einen solchen Einsatz im Herbst '22 für den Fall angedroht, dass die Ukraine die eingeschlossenen russischen Truppen in Cherson nicht abziehen lässt. Die USA hatten den Einsatz eigener Atomwaffen ausgeschlossen.

Dieser Paradigmenwechsel geht bisher in der Diskussion völlig unter. Die Stationierung von konventionellen Mittelstreckenwaffen ist eben keine späte Fortsetzung der nuklearen "Nachrüstung" der 80er Jahre mit anderen Mitteln, sondern ein völlig anderes Konzept. Die USA weigern sich, sich von Russland in ein nukleares Wettrüsten in Europa hineinziehen zu lassen. Merkwürdigerweise wird diese Veränderung in dem hauptsächlich (neben Polen) betroffenen Deutschland kaum diskutiert. Großbritannien und Frankreich sind in einer anderen Position, weil sie selbst über Atomwaffen verfügen.

M.E. ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass die USA die verbliebenen Atombomben der "nuklearen Teilhabe" aus Europa abzieht, wenn die konventionelle Abschreckung steht, als dass sie die neu stationierten Mittelstreckenwaffen nuklear aufrüstet. Es ist, wie gesagt, eigentlich die erklärte Strategie der USA, keine Atomwaffen mehr außerhalb ihrer Grenzen einsatzbereit zu halten. Die Bomben in Büchel etc. passen nicht zu diesem Konzept.

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