Also, du hast offenbar nicht allzuviel Ahnung.
Lass mich mal richtigstellen:
Mountain View schrieb am 14.05.2024 11:24:
Guckstu schrieb am 14.05.2024 11:16:
Ein neues Substrat ist jetzt nicht einfach nur ein billigerer Nachbau, da steckt ernsthaft Material- und Prozessforschung drin.
Nunja, Siliziumtransistoren waren auch nur eine Weiterentwicklung des Substrats von Germanium auf Silizium.
Und so mal eben die komplette Geschichte der Entwicklungen nach 1947 unterschlagen.
Wenn das alles ein "nur" wäre, hätte es das ja schon 1950 geben müssen, oder?
Die Wirkungsweise des Transistors wurde dadurch nicht geändert. Epochemachend war nicht das Substrat, sondern der Schritt von der Röhrentechnik zur Halbleitertechnik.
Epochemachend war der Schritt von Halbleitern zu Halbleitern, die tatsächlich billiger als Röhren waren.
Nicht, dass "epochemachend" sonderlich wichtig ist. Das sind die 10% Inspiration, aber die 90% Transpiration muss man auch erstmal leisten.
Ähnlich ist es auch hier, die Innovation steckt nicht in der Chemie sondern in der Idee (von 2017).
Chemie spielt bei der Funktionsweise eines Transistors auch kaum eine Rolle.
Wichtiger sind Bandlücken, pn-Übergänge, Diffusionskoeffizienten, Leitungswiderstände, Durchschlagsfestigkeit - alles Dinge, die eher in der Physik als der Chemie stecken. Mittlerweile sogar Oberflächenphysik, und da wird es teilweise wirklich schräg.
Aber dein Grundirrtum ist sowieso, dass du nur die ganz großen Durchbrüche gelten lassen willst.
Die sind aber nur der eine Teil. Danach kommen die Mühen mit den Details. Wie kriegt man Partikel aus Reinsträumen raus. Wie lange darf man ätzen, bevor sich das Ätzmittel unter die Fotomaske frisst. Wie kriegt man das Ätzmittel raus, ohne die Nanostrukturen zu beschädigen. Wie wirken sich Verunreinigungen aus. Wie findet man raus, welche Chips im Wafer einen Defekt haben und welche nicht. Wie kriegt man das Ätzmittel so gereinigt, dass es nicht selbst Verunreinigungen einträgt.
Lauter so Dinge, die alle unter erheblicher Mühe erforscht werden müssen.
Je kleiner die Strukturen sind, desto schwieriger wird die Sache. Wenn ich EUV brauche, um die Fotomaske zu belichten, brauche ich auch ein EUV-Mikroskop, um mir das Ergebnis anzusehen; schaue ich zu lange drauf, beginnt das EUV, die Chipoberfläche zu verändern; wie findet man raus, ob das, was man sieht, schon vor dem Blick ins Mikroskop so war? Ich kann natürlich die Belichtungszeiten für die Bilder kurz machen, aber dann sind die Bilder schlecht, weil zuwenig Photonen.
Ich hab mal mit einem Prozesstechniker gesprochen. Die haben mit Effekten zu tun, von denen sie überhaupt erst rausfinden müssen, woher die überhaupt kommen, bevor sie auch nur anfangen können, über Gegenmaßnahmen nachzudenken.
Und all das wischst du mit großer Geste als "ist ja nur billigerer Nachbau" vom Tisch.
NEIN.
Genau das Verbilligen ist die Kernaufgabe all der industriellen Anwendungsforscher.
Wie mal gesagt wurde: Es ist leicht, eine Quartzuhr zu entwickeln, die 1000$ kostet; die Kunst ist, eine zu entwickeln, die 5$ kostet.
Die große Innovation findet immer dann statt, wenn eine Kostenschwelle unterschritten wird. Die theoretischen Durchbrüche machen manches erst möglich, aber der weitaus größte Teil der Arbeit ist die "langweilige" Produktionskostensenkung.