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mehr als 1000 Beiträge seit 05.06.2007

Die Jugend ist gespalten.

Die Jugend ist gespalten, wie der Rest der Gesellschaft.

Als langsam vermoderndes PARTEI-Mitglied, Vater von zwei jungen Erwachsenen und Miteigentümer einer bildungsnahen Freizeiteinrichtung bin ich ständig in Kontakt mit jungen Menschen und habe daher einen intimeren Kontakt zu deren Gedankenwelt, als es Umfragen ergründen könnten.

Meiner Beobachtung nach ist die Jugend daran sich zu radikalisieren und zwar in sämtliche Richtungen. Allen ist jedoch gemein, dass sie mit dem gegenwärtigen politischen System äußerst unzufrieden sind. Die Jugend ist gut vernetzt, besonders auch über soziale Medien und vor allem über Multiplayergames. Ihre Freunde sind über die ganze Welt verteilt und auch dort herrscht überall die gleiche Stimmung.

Ein Großteil der Jugend macht den Eindruck unpolitisch zu sein, das täuscht meiner Ansicht nach. Sie wollen sich lediglich nicht in ein politisches Korsett pressen lassen, dass für den ganzen Mist verantwortlich ist, der gerade abläuft. Für die Jugend sind positive Zukunftsaussichten noch wichtiger als für die Alten, aber sie denken, dass man sie nur Ruhigstellen will und verarschen können sie sich selber.

Die heutige Jugend ist außerparlamentarisch oppositioniell. Es gibt keine politische Heimat mehr für sie, wie es früher die Grünen waren, darum wendet sich jetzt ein Teil auch der AfD zu. Viele sympathisieren aber auch mit den Linken, BSW, den Piraten und der PARTEI, jeweils abhängig vom Grad der Radikalisierung, wobei Radikalisierung bedeutet, die Ursachen der Probleme anzugehen und sich nicht an den Symptomen abzukämpfen.

Der Jugend schwebt ein vollkommend anderes politisches System vor, nur es fehlt ihr der Freiraum in der Gesellschaft darüber offen diskutieren zu können. Ohne öffentlichen Diskurs in Medien, Schulen und Universitäten können aber neue Ideen nicht zu realisierbaren Lösungen reifen. Aber auch alte Lösungen, wie Kommunismus und Faschismus, dürfen wegen der veränderten Bedingungen von der Betrachtung nicht ausgeschlossen werden. Viele, nicht nur junge Menschen lassen sich nach meinen Erfahrungen schnell in tiefgründige Diskussionen verwickeln, sie sind bei weitem nicht so desinteressiert, wie sie sich nach außen geben. Sie fühlen sich aber allein gelassen mit ihren Gedanken, weil sie nirgends öffentlich aufgegriffen werden, darum sind viele ihrer Gedankengänge nur halbgar, bleiben im Ansatz stecken oder sie wenden sich politischen Rattenfängern wie der AfD zu.

Im Falle der AfD ist das alles natürlich ganz schlimm und muss lautstark skandaliert werden, die unreifen Lösungsansätze werden jedoch dankbar angenommen um zerpflückt zu werden und die Alternativlosigkeit der gegenwärtigen Situation zu betonieren.

Na, wir werden viel Spaß haben an einer Jugend, die sich nicht mehr als Teil unserer Gesellschaft wahrnimmt.

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