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Re: Zwei Fragen von links

TheCalyx schrieb am 28.05.2024 16:32:

Sicher werden diese einzelnen Themen auch innerhalb der jeweiligen Spektren diskutiert.

In Schubladen gesteckt wird man auffälligerweise ziemlich oft bei wenig sachlichen identitär- ideologischen bzw. kulturellen Themen, die stark emotionalisiert sind.

Mal zu deinem ersten Beispiel:

Ist "Wir erhalten den Sozialstaat und garantieren das Recht auf Bürgergeld, indem wir die Zuwanderung begrenzen." jetzt links oder rechts?

Das ist deshalb ein interessantes Beispiel, weil diese Aussage etwas verklammert. Der erste Teil bis zum Komma ist klar links, darüber gibt es tendenziell im linke(re)n Spektrum auch keinen Streit.

Der Knackpunkt ist der zweite Teil, richtig?

Er suggeriert nämlich, der Sozialstaat sei per sé durch unkontrollierte Zuwanderung in Gefahr bzw. dies sei der entscheidende Faktor, der ihn gefährdet.

Jetzt mal ganz abgesehen davon, ob das sachlich betrachtet so ist bzw. sein muss oder nicht spielt diese Aussage mit einer diffusen Angst, die jenseits sachlicher Betrachtungen existiert: Mit Angst z.B. vor kultureller Überfremdung der Heimat, die zur Angst vor Sozialabbau hinzu kommt.

Und genau da wirds haarig (siehe oben, stark emotionalisiert), denn hier dürfte der Entscheidungsfaktor eben stärker emotional als sachlich geprägt sein und das sowohl bei Befürwortern als auch Gegnern dieser Aussage.

Ergebnis: Der generelle Konsens über den ersten Teil (Erhalt des Sozialstaates) tritt stark in den Hintergrund, das Thema wird sogar zum Spaltkeil, Zuwanderung steht im Fokus, nicht Sozialstaat.

Dieses Schema, sachliche Diskussionen emotional zu torpedieren findet man in eigentlich allen Bereichen.

Was wird damit erreicht?

Wer profitiert?

Gruß

Calyx

Das ist meiner Meinung nach gar kein Rechts-Links Thema sondern eine Frage der Logik. Unser Sozialsystem (und jede Versicherung dieser Welt) funktioniert(e) bisher deshalb, weil es deutlich mehr Leute gibt die ins System einzahlen als es Leute gibt die aus dem System Leistung erhalten.

Bei deinem "provokant formulierten Beispiel" ,

Ist "Wir erhalten den Sozialstaat und garantieren das Recht auf Bürgergeld, indem wir die Zuwanderung begrenzen." jetzt links oder rechts?

ist das Problem nicht nur, dass da jetzt mehr Menschen aus dem System Geld beziehen sondern dass diese Menschen vorher überhaupt nicht ins System einbezahlt haben und es vermutlich zumindest in absehbarere Zeit auch nicht tun werden.
Denn wenn die Menge der Bezieher im System größer wird als die Menge der Einzahler wird es problematisch.
Dann kann das System nur aufrecht erhalten werden wenn diejenigen die einzahlen eben mehr einzahlen oder wenn die Bezieher weniger erhalten. Die dritte Möglichkeit wäre natürlich die Anzahl der Bezieher zu reduzieren, am Besten dadurch, dass diese zu Einzahlern werden. Siehst du, dass das passiert?

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