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  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

Das Grundproblem ist ein anderes

Für mich ist der Rücktritt der Grünen-Vorsitzenden und der Ausstieg der Jugendorganisationen aus der Partei der dann heute noch verkündet wurde ein Anzeichen dafür, dass Deutschland (und vermutlich der Rest der Welt) nicht in der Lage ist, ein (bzw. eine Kombinationen aus mehreren) Grundproblem(en) zu lösen:

In den Klimakonferenzen der 1990er Jahre hatte sich die Welt und damit auch Deutschland darauf festgelegt, bis zu einem festgelegten Zeitpunkt auf die Emission von CO2 zu verzichten, um die Klimaerwärmung möglichst unterhalb von 2°C zu halten. Damals war in den gemäßigten Zonen schon Klimaerwärmungen spürbar gewesen, auch wenn sich die Erwärmung weltweit auf nur knapp 1°C beziffern lies - die deutschen Winter der 1980er und 1990er Jahre waren deutlich milder als 50 Jahre vorher.

Die politischen Umwälzungen, das Ende des Ost-West-Gegensatzes mit Verlagerung eines Teils der Schwerindustrie aus Deutschland heraus machten es in den ersten Jahrzehnten so einfach, die Reduktionsziele einzuhalten dass man auch nicht an dem Ziel eines Wirtschaftswachstums rütteln brauchte. Was man aber bei der Zielsetzung in den 1990er Jahren und danach nicht beachtet hatte: Es war vergleichsweise einfach, 10%, 20% und auch 30% der CO-Emissionen gegenüber den Stichjahr 1990 einzusparen - aber wenn ich von 100 auf 90% runtergehen möchte, dann bleiben mir noch 90% des vorherigen Wertes. Wenn ich aber schon bei nur 70% des ursprünglichen Wertes bin und habe mir schon alles abgelegt, was einfach zu sparen ist dann muss ich ab einem bestimmten Punkt anfangen, da zu sparen wo es für viele Menschen weh tut.

Dieses "Weh tun" macht sich nicht nur darin bemerkbar, dass jetzt eben durch den CO2-Aufschlag auf Sprit und Heizöl die Kosten steigen, sondern dass auch die Industrie massiv anfangen muss, Kosten für CO2-Zertifikate an die Endkunden weiterzugeben. Das führt dazu, dass PKWs immer teurer werden, Häuser immer teurer werden, Urlaubsreisen immer teurer werden. Mit anderen Worten: Der einfache Bürger merkt, wie der in den letzten 20, 30 Jahren hinzugewonnene Wohlstand sich langsam anfängt in Luft aufzulösen.

Hinzu kommt, dass im gleichen Zug, indem deutsche und europäische Unternehmen zur Vermeidung von Kosten, Steuern und CO2-Abgaben von Europa weg nach Asien und (mittlerweile) auch nach Afrika weggewandert sind, die Menschen dort jetzt auch einen höheren Lebensstandard anstreben und die dortige Industrie als Konkurrenz zu unserer um Rohstroffe auftritt, d.h. die Rohstoffschwemme der 1990er Jahre ist ebenfalls Geschichte, die Schwellenländer wie China, Indien und auch der Nahe und Ferne Osten sowie Mittel- und Südamerika holen im Wohlstand gewaltig auf, während bei uns der Wohlstand wohl seinen Zenith erreicht hat.

Die Bürger hat aber niemand gefragt, ob und wie schnell Deutschland oder Europa seine CO2-Emissionen auf 0 fahren soll und was er dafür bereit ist zu opfern. Es ist nur immer gesagt worden "die Technologie wird es richten". Wir sind jetzt aber an einem Punkt, wo das nicht mehr zu passen scheint.

Den Grünen ist vorzuwerfen, dass sie versucht haben, in den betroffenen Bereich Gebäude-Energie mit Micromanagement die Lage zu verbessern. Viele Hausbesitzer vor allem in Ostdeutschland haben das zu Recht als Vertrauensbruch verstanden. Ein gut renoviertes Gebäude, das vor vier Jahren noch mehrere 100.000 Euro wert war kann jetzt wegen einer Ölheizung aus den 1990er Jahren unter Umständen nur noch für weniger als 100.000 Euro verkauft werden - weil zu weit ab vom Schuss und eine energetische Sanierung mit 150.000 Euro zu buche schlagen würde.

Wenn man dann noch versucht, die eigene schützende Hand über eingeschleuste Flüchtlinge zu halten, die zwar keine Bürger dieses Staates sind, aber von diesem versorgt werden müssen (weil es ein Menschenrecht ist und man niemanden verhungern lassen darf), dann braucht man sich nicht zu wundern, dass die Wähler die Grünen immer mehr ablehnen.

Bei der grünen Jugend gibt es denke ich auch viele, die eine Lösung der von ihnen so genannten "Klimakrise" nur darin sehen, dass der Staat noch dirigistischer in die Freiheit des Marktes und sogar die Freiheit der Bürger eingreifen sollte, sozusagen eine Art "Öku-Kommunismus" wird da gefordert. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn im Moment wird hier in Deutschland eher "Klimaschutz für Reiche" gemacht: Nur wer schon ein bestimmtes Grundvermögen hat, kann von den Zuschüssen des Staates für CO2-mindernde Projekte profitieren - zahlen müssen aber alle Bürger.

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