mumpitz23 schrieb am 07.12.2024 23:06:
wer hätte das gedacht...
Ist er beteiligt, hat er Aktien in Rüstungsfirmen?
Im Jahr 1993 gab es eine Veranstaltung in den USA, die in Rüstungskreisen unter dem Spitznamen "das letzte Abendmahl" bekannt wurde:
Die Rüstungsindustrie hatte keine Zeit zu verlieren. Anfang der 1990er Jahre waren die Forschungs- und Beschaffungsaufträge auf etwa die Hälfte dessen abgesunken, was im vorausgegangenen Jahrzehnt bereitgestanden hatte. Die Industrie reagierte erst einmal damit, die Reihen zu schließen, sich zu reorganisieren und für bessere Zeiten bereitzuhalten. 1993 lud William Perry, Deputy Defense Secretary in der Clinton-Administration, Repräsentanten von Rüstungsgiganten zu einer Vergatterungsrunde vor, die als das „letzte Abendmahl“ berühmt wurde. Er informierte die Herrschaften darüber, dass anhaltende Haushaltskürzungen zu drastischen Einsparungen zwängen und dass einige der Anwesenden demnächst wohl aus dem Rennen sein würden. Perrys Warnung löste ein wahres Fusionsfieber und zahlreiche Firmenübernahmen aus, ein mit großzügigen Pentagon-Zuschüssen aus Steuerzahlertaschen geschmierter Prozess. Erstattung von „Umstrukturierungskosten“ nannte man das. Da kaufte also Northrop den Konkurrenten Grumman, Raytheon kaufte E-Systems, die Rüstungssparte von Rockwell erwarb Boeing und die Kampfjet-Produktion von General Dynamics ging in die Regie von Lockheed über. 1995 kam es dann zum größten und folgenschwersten Deal, als Martin-Marietta mit Lockheed verschmolz.
https://www.blaetter.de/ausgabe/2015/februar/game-on-ost-gegen-west
Ab 1996 dann, nachdem Präsident Clinton auf Anraten von Zbigniew Brzezinski die NATO Osterweiterung verkündet hatte, ging eine fieberhafte Akquisitionswelle der Rüstungsfirmen in Osteuropa los.
Im Weißen Haus war bekannt, dass Zbigniew Brzezinski Clinton gesagt hatte, er würde bei der 1996er Wahl die polnischen Stimmen verlieren, wenn er Polen nicht in die Nato ließe“, versicherte mir ein früherer Mitarbeiter Clintons im Weißen Haus, der ebenfalls anonym bleiben will.
Für ein so fein auf Wahlkampfdetails eingestimmtes Ohr wie das des 42. US-Präsidenten hätte der bloße Hinweis verlockend genug geklungen, da polnischstämmige Amerikaner einen wichtigen Wählerblock im Mittleren Westen bilden. Es war folglich kaum Zufall, dass Clinton 1996 von Chicago aus – zwei Wochen vor der Wahl – ankündigte, die Nato werde bis 1999 die ersten Neumitglieder aufnehmen (nämlich Polen, die Tschechische Republik und Ungarn). Er stellte auch klar, dass die Nato dort nicht haltmachen würde. „Sie muss allen neuen Demokratien in Mitteleuropa die Hand reichen“, ergänzte er, „auch den baltischen Staaten und den jetzt unabhängigen Staaten der früheren Sowjetunion.“ Nichts von alledem, betonte Clinton, sollte die Russen beunruhigen: „Die Nato wird für größere Stabilität in Europa sorgen, und Russland wird zu den Nutznießern zählen.“ Doch nicht jeder sah die Dinge so. In Moskau zirkulierte die Vorstellung, der Nato-Expansion sei „mit Raketen“ zu begegnen.
Charles Freeman, 1993/94 Assistant Secretary für Fragen der internationalen Sicherheit im Pentagon, erinnert sich, dass die neue Politik von „triumphalistischen Kalten Kriegern“ vorangetrieben worden sei, die der Devise folgten: „Die Russen liegen am Boden, geben wir ihnen doch noch ‘nen Tritt.“ Freeman war dafür eingetreten, ganz anders zu verfahren, und hatte die „Partnership for Peace“ lanciert. Die sollte vermeiden helfen, dass Washington sich Moskau zum Feind machte. Doch 1996, erinnert er sich, wurde diese Politik „der unwiderstehlichen Verlockung“ geopfert, „die polnischen Stimmen in Milwaukee zu gewinnen.“
Im April 1997 unternahm Augustine (CEO von Lockheed-Martin) eine Reise zu seinen künftigen Kunden in Polen, Tschechien und Ungarn, versäumte auch nicht, einen Abstecher nach Rumänien und Slowenien zu machen, und vergewisserte sich, dass es ein großes Potential an F-16-Interessenten gab. Clinton hatte verkündet, die Nato würde für Osteuropa eine ebensolche Wohltat sein, wie es der Marshallplan nach dem Zweiten Weltkrieg für Westeuropa gewesen war. Viele der verarmten exkommunistischen Länder, deren Militär zumeist klein und marode war, wollten unbedingt mit von der Partie sein. „Augustine schaute den Leuten tief in die Augen“, erinnert sich Pawloski, der frühere Lockheed-Verkäufer, „und sagte: ‚Ihr habt vielleicht nur eine kleine Luftwaffe, vielleicht zwanzig Maschinen, aber die werden in der ersten Liga mitspielen müssen.‘ Das hieß, dass sie an der Seite der U. S. Air Force fliegen und F-16 brauchen würden, um mithalten zu können.“ In Wirklichkeit hatte Augustine neben diesem schlichten Verkaufsargument mehr zu bieten, unter anderem ein üppiges Diner, zu dem er ungarische Politiker in die Budapester Oper lud.
(s.o.)
Putin mag zwar der Mann der Jahre 2022-2024 der Rüstungsfirmen gewesen sein, aber ohne die titeltragenden Männer und Frauen der 25 Jahre zuvor von 1996-2021, Brzezinski, Clinton, Kagan, Bush, Cheney, Powell, Rumsfeld, Obama, Biden, Nuland & Trump, wäre das alles nicht möglich gewesen.