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288 Beiträge seit 01.03.2001

Blut für Öl

srop schrieb am 17. Januar 2003 9:17

> Ist es denn wirklich verwunderlich, dass die USA ein Land, das
> Atomwaffen hat, nicht militärisch angreifen wollen, in einem anderen
> Land aber, das seit Jahren versucht an diese Waffen zu gelangen,
> einen "Regimewechsel" herbeiführen wollen? 

Wenn dies tatsächlich der Grund ist Nordkorea nicht anzugreifen, dann
wäre das doch der indirekte Beweis dafür, daß der Irak keine
Massenvernichtungswaffen besitzt, oder?

Die USA nimmt die Ächtung von Massenvernichtungswaffen und
menschenrechtsverletzenden Diktaturen ohnehin nicht so genau.
Im Gegenteil, Pakistan ist ja z.B. "Partner" der USA im Rahmen der
Anti-Terror-Allianz, obwohl es eine Diktatur mit Atomwaffen ist und
schon mehrfach mit dem Einsatz dieser gegen Indien gedroht hat. Hätte
sich Pakistan geweigert im Anti-Terrorkampf mitzuwirken, hätte es
sicherlich auch zur "Achse des Bösen" gehört.



> Stichwort Öl:

> Gibt es eine Studie, wie weit amerikanische Ölfirmen vom 1. Golfkrieg
> profitiert haben? Oder europäische? Wie abhängig die USA und wie
> abhängig die EU vom arabischen Öl ist? 

Wie hier schon erwähnt wurde, werden die Ölquellen der USA bald
versiegen. Der Nachschub muss rechtzeitig gesichert werden. Nach dem
11.9.2001 erscheint Saudi-Arabien als bisheriger Hauptlieferant nicht
mehr zuverlässig genug, über die Hälfte der Attentäter waren Saudis.

> Wenn schon damals "Blut für
> Öl" bezahlt wurde, sollte man das ja irgendwie merken können.

???
Es ging damals nicht um die Erschließung der irakischen Ölquellen,
sondern um die Sicherung der kuwaitischen Quellen, die sich Hussein
damals unter den Nagel reissen wollte.

Blut für Öl gab es übrigens auch in Afghanistan. Hier ging es um die
Pipeline. Die USA hatte schon länger mit den Taliban verhandelt.
Die Beziehungen zwischen USA und Afghanistan war wegen der
Pipeline-Frage schon vor dem 11.9.2001 gespannt und es gab bereits
konkrete Pläne das Taliban-Regime mit Unterstützung von Indien und
Iran (!) zu stürzen. Die "Verhandlungen" um die Auslieferung von bin
Laden waren nur Makulatur.
Der Schock nach dem 11.9.2001 ermöglichte aber erst den Einmarsch in
Afghanistan, da sowohl die Bevölkerung der USA, als auch der
Weltsicherheitsrat einem Militärschlag zustimmten.

> Und dazu noch eine Frage: Wenn so das Hauptinteresse der USA
> aussieht, was spräche dann eigentlich dagegen, einfach zu warten, bis
> Saddam stirbt um dann mit seiner Nachfolgeclique ins Geschäft zu
> kommen? 

Saddams Nachfolger wird wahrscheinlich sein Sohn Udei sein. Der ist
gleiches Kaliber wie Saddam.

> Ökonomische Gründe dafür, jetzt und in diesem Jahr Zugriff
> auf irak. Öl zu bekommen sehe ich nicht wirklich.

Doch, gerade jetzt ist es günstig. Bush hat ja zunächst versucht
einen Krieg gegen den Irak mit dem Anti-Terror-Kampf zu
rechtfertigen. Es wurden Gerüchte getreut, Hussein würde Verbindungen
zu bin Laden unterhalten. Beweise? Fehlanzeige. Trotzdem hat diese
Propaganda ihre Wirkung nicht verfehlt und ein Großteil der
amerikanischen Bevölkerung hält Saddam tatsächlich für eine Bedrohung
für die USA. Dabei fühlen sich nichtmal die Nachbarländer Iraks akut
bedroht. Aber im Kampf gegen den "Terror" und durch Erzeugung einer
fiktiven Bedrohung lässt sich vieles einfacher rechtfertigen. Die
Anti-Terror-Allianz zerfällt langsam. Da muss man noch mitnehmen, was
man kriegen kann.
Aus diesem Grund wurde auch der angebliche Besitz von
Massenvernichtungswaffen vorgeschoben. Als die ersten Beratungen im
Sicherheitsrat zum Thema Irak stattfanden hat Bush selbst gesagt, es
gehe nicht um darum den Irak zu entwaffnen, sondern um einen
Regimewechsel. Als die USA merkte, dass sie sich im Sicherheitsrat
nicht durchsetzen kann, willigte man in Inspektionen ein. Trotzdem
wird sich an der Meinung der USA, dass es nicht um
Massenvernichtungswaffen, sondern um einen Regimewechsel geht nichts
geändert haben. Deshalb auch das Drängen und das ständige Mäkeln am
Vorgehen der Inspektoren.

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