Exxos schrieb am 16. Januar 2003 17:49
> Und, warum will Berlin beim Irak-Krieg auf einmal nicht mehr
> mitmachen? Warum hat Schröder plötzlich ausgerechnet etwas gegen
> einen Krieg, um einen Regimewechsel herbeizuführen? Bei Milosevic war
> so eine Zweckbestimmung doch noch hochanständig und es geradezu
> unsere moralische Pflicht, dieses "unmenschliche" Regime wegzubomben!
> Sind es wirklich die vorstellig gemachten Bedenken, ein Krieg gegen
> den Irak würde eine ganz gewichtige und eh schon "labile" Region
> "nur" noch weiter "destabilisieren", denen sich Deutschlands
> Kriegsverweigerung verdankt? Aber hat Deutschland im Falle
> Jugoslawiens nicht auch ganz viel "Instabilität" in Kauf genommen und
> sogar angezettelt, "nur" um der Balkanregion eine neue Stabilität
> verpassen zu können?
Sehe ich ganz genauso. 1999 konnte man sehen, wieviel Friedens- und
Menschenliebe die deutsche Regierung letztlich aufzubringen hat. Ich
nehme an, man dachte sich, die Region ist schon so instabil, dann laß
und wenigstens Nägel mit Köpfen machen (also den totalen
Schrotthaufen). Dann eine Westmarionette installiert, et voilà, die
WAZ-Gruppe kauft die serbischen Zeitungen auf, und die Produktion
dort geht gegen Null, was neue Absatzmärkte erschließt. Sähe Schröder
eine Chance, im Irak nach SH auf ähnliche Weise mitzuspielen, kämen
sicher ganz andere Töne aus Berlin.
Apropos Milosevic (der so eine schlechte Presse hatte, daß er heute
mit Saddam Hussein verglichen wird, was in meinen Augen nicht
gerechtfertigt ist) - warum hört man wohl zu Zeit so wenig aus Den
Haag? Ich nehme an, sie können ihm die angelasteten Verbrechen
einfach nicht nachweisen und hoffen, irgendwann schlicht den Herztod
des Angeklagten mitteilen zu können. Dann hätte man sich die Schande
erspart, zugeben zu müssen, daß man einen Schauprozeß führen wollte.
Also, wenn heute Rot-Grün gegen den Krieg ist, muß man davon
ausgehen, daß das nicht aus prinzipiellen (pazifistischen,
völkerrechtlichen etc.) Motiven erfolgt. Obwohl mir wirtschaftliche
Motive gegen einen Krieg immer noch lieber sind als solche für.
> Und, warum will Berlin beim Irak-Krieg auf einmal nicht mehr
> mitmachen? Warum hat Schröder plötzlich ausgerechnet etwas gegen
> einen Krieg, um einen Regimewechsel herbeizuführen? Bei Milosevic war
> so eine Zweckbestimmung doch noch hochanständig und es geradezu
> unsere moralische Pflicht, dieses "unmenschliche" Regime wegzubomben!
> Sind es wirklich die vorstellig gemachten Bedenken, ein Krieg gegen
> den Irak würde eine ganz gewichtige und eh schon "labile" Region
> "nur" noch weiter "destabilisieren", denen sich Deutschlands
> Kriegsverweigerung verdankt? Aber hat Deutschland im Falle
> Jugoslawiens nicht auch ganz viel "Instabilität" in Kauf genommen und
> sogar angezettelt, "nur" um der Balkanregion eine neue Stabilität
> verpassen zu können?
Sehe ich ganz genauso. 1999 konnte man sehen, wieviel Friedens- und
Menschenliebe die deutsche Regierung letztlich aufzubringen hat. Ich
nehme an, man dachte sich, die Region ist schon so instabil, dann laß
und wenigstens Nägel mit Köpfen machen (also den totalen
Schrotthaufen). Dann eine Westmarionette installiert, et voilà, die
WAZ-Gruppe kauft die serbischen Zeitungen auf, und die Produktion
dort geht gegen Null, was neue Absatzmärkte erschließt. Sähe Schröder
eine Chance, im Irak nach SH auf ähnliche Weise mitzuspielen, kämen
sicher ganz andere Töne aus Berlin.
Apropos Milosevic (der so eine schlechte Presse hatte, daß er heute
mit Saddam Hussein verglichen wird, was in meinen Augen nicht
gerechtfertigt ist) - warum hört man wohl zu Zeit so wenig aus Den
Haag? Ich nehme an, sie können ihm die angelasteten Verbrechen
einfach nicht nachweisen und hoffen, irgendwann schlicht den Herztod
des Angeklagten mitteilen zu können. Dann hätte man sich die Schande
erspart, zugeben zu müssen, daß man einen Schauprozeß führen wollte.
Also, wenn heute Rot-Grün gegen den Krieg ist, muß man davon
ausgehen, daß das nicht aus prinzipiellen (pazifistischen,
völkerrechtlichen etc.) Motiven erfolgt. Obwohl mir wirtschaftliche
Motive gegen einen Krieg immer noch lieber sind als solche für.