Es gibt in der BRD diverse Interessenvertretungen, die einen hochoffiziellen, beeindruckenden Namen führen, diesem Anspruch allerdings nicht immer gerecht werden.
Dazu gehört z.B. die Bundespressekonferenz. Dabei ist die BPK nur ein von der Bundespolitik einseitig priviligierter, einfacher, noch nicht einmal gemeinnütziger Verein, der allerdings ein Quasimonopol besitzt, wie die gerichtlichen Auseinandersetzungen um Florian Warweg von den NDS gezeigt haben.
Ich war bis zu meinem ca. 55. Lebensjahr tatsächlich so naiv zu glauben, dass es sich um eine hochoffizielle Institution handelt. Ist mir echt peinlich.
Bei dem "Presserat", der den sog. "Pressekodex" als Standard für Journalisten durchzusetzen versucht, befallen mich ähnliche Gefühle wie bei der BPK. Auch wenn es sinnvoll sein kann, die Auswüchse in den eigenen Reihen durch öffentliche Rügen usw. einzudämmen, bleibt doch das grundsätzliche Problem, dass die Vereinsmitglieder eben die Printmedien selber sind.
Printmedien und ihr Online-Pendant, die gerne vom Schutz der Whistleblower reden und auf den Schutz ihrer Quellen bestehen, alles völlig zu recht. Dazu in krassem Widerstand steht allerdings, dass anonyme Beschwerden beim Presserat abgelehnt werden, siehe [1].
Die Begründung dazu ist hahnebüchen, siehe [1]. Beschwerdeführer, also z.B. in Rhetorik ungeschulte Menschen, sollen bei einer Beschwerde mit ausgebufften und allen Wassern gewaschenen Redaktionen "einen Dialog" führen? Soll das ein Scherz sein?
Beim Aufruf des Online-Beschwerdeformulars taucht mit F12 im Firefox Javascript von netgroup.de und ccm19.de auf. Ohne genauer draufgeschaut zu haben: Ist das auch alles wasserdicht?
Wenn dann vom Redaktionsdatenschutz die Rede ist, fällt mir ein Leserbrief an eine hiesige Zeitung (RN) ein.
Es ging um einen Artikel vom 18.04.2023 über die Änderung der Bekleidungsvorschriften in Badeanstalten (Frauen oben ohne), in dem eine unbedeutende Lokalpolitikerin das Stereotyp von alten, weissen Männern als, ich zitiere "sabbernde Vollidioten" mit "Biertitte" äussern durfte, was ich im Leserbrief, als Zitat: "menschenverachtend und rassistisch" kritisiert habe.
Die Antwort der monopolistischen Lokalredaktion lautete, ich zitiere abermals:
"Wenn Sie möchten, dass der Leserbrief in den Ruhr Nachrichten sowie der WAZ und WR veröffentlicht wird, müssen wir mit Ihnen aus presserechtlichen Gründen telefonieren. Bitte senden Sie uns dafür Ihre Telefonnummer zu und wir rufen zurück oder rufen Sie uns unter der unten angegebenen Telefonnummer an."
Die presserechtlichen Gründe kenne ich nicht. Ich halte das für vorgeschoben und aus Gründen der Datensparsamkeit nach DSGVO auch für überflüssig. Ausserdem bieten die RN einen anonymen Briefkasten an, siehe [2], was dazu im Widerspruch steht.
In der Theorie hört sich vieles schlüssig an, auch beim Presserat. In der Praxis ist es dann oft anders.
Meine Skepsis bleibt.
MfG
[1] https://www.presserat.de/haeufige-fragen.html
[2] https://www.ruhrnachrichten.de/kontakt/