DasFelix schrieb am 21.11.2024 10:21:
Dann hier mal ein paar klare Fakten,
Au ja, bitte gerne her damit :-)
warum der ÖRR ganz dringend wieder auf eine echte Grundversorgung zurückgeschraubt werden muss:
Da stellt sich mir als allererstes die Frage, was denn eine "echte" Grundversorgung ausmachen / abdecken / leisten soll?
- Er ist der teuerste Rundfunk der Welt
Dazu finde ich wiedersprüchliche Informationen - ChatGPT meint, diese Ehre gebühre der BBC, Statista* vergibt den Pokal an die Schweiz und zumindest ein Landtagsabgeordneter der FDP** scheint ihn tatsächlich bei uns zu sehen.
Vielleicht können wir uns zumindest wertfrei darauf einigen, dass der ÖRR einen Haufen Geld kostet.
*https://de.statista.com/infografik/3150/rundfunkgebuehren-in-ausgewaehlten-laendern/
** https://www.landtag.ltsh.de/nachrichten/24_07_18_oeffentlich-rechtlich_rundfunk_gebuehr/
- Ein Großteil des Geldes gehen nicht in das Programm, sondern die Pensionen
"Großteil" ist eine gute Formulierung :-)
Ich konkretisiere das mal ein wenig. Laut letztem KEF-Bericht*** betragen die Aufwendungen für "Betriebliche Altersvorsorge" beim ZDF ungefähr 8% des Programmaufwands und bei der ARD ungefähr 22%.
Da stimme ich insbesondere bei der ARD jedem zu, der der Meinung ist, dass da etwas entscheidendes schief läuft. Grundsätzlich habe ich nichts gegen betriebliche Altersvorsorge, aber in einem solchen Umfange ist das definitiv deutlich zu viel des Guten.
Allerdings befürchte ich, dass es schwierig werden könnte, diesen Posten kurzfristig wesentlich kleiner zu bekommen. Denn da stehen bestehende Verträge hinter, aus denen man aller Voraussicht nach nicht einfach heraus kommen kann.
*** https://kef-online.de/fileadmin/kef/Dateien/Berichte/24._KEF-Bericht.pdf
- Die eigentliche Aufgabe eines ÖRR ist inzwischen maßlos überschritten worden
Da muss ich meine Einstiegsfrage noch einmal wiederholen: was soll denn die "eigentliche Aufgabe" des ÖRR sein? Oder, anders ausgedrückt: diese ist nach meinem Empfinden recht klar und zweckdienlich formuliert, was findest Du daran falsch?
- Knapp 11 Mrd. Euro bekommt der ÖRR jedes Jahr, Tendenz steigend
10,41 beträgt, nach den letzten KEF-Bericht, der so genannte "finanzbedarfswirksame Gesamtaufwand".
Bekommen, sprich einnehen (aus Beiträgen und anderen Quellen) tun die ÖRR deutlich mehr.
- Man behauptet politisch unabhängig zu sein, hat jedoch parteiliche Funktionäre in den Gremien und Vorständen, die direkten Einfluss auf die Berichtserstattung nehmen
Ich sehe das Problem, das sich daraus ergeben kann, aber nicht, wie es zu lösen sein soll. Man kann schließlich schlecht etwas vorschreiben wie dass man in einer derartigen Position keinerlei wahrnehmbaren Bezug zu politischen Parteien haben dürfe. Denn das würde in letztlicher Konsequenz bedeuten, man dürfe dort nur Leute einsetzen, die keinerlei politische Meinung haben.
Und da dürfte es einerseits schwer werden, solche Leute überhaupt zu finden, und andererseits sollte dann imho die Frage beantwortet werden, ob es solchen Leuten grundsätzlich möglich ist, über Politik zu berichten und die dortigen Geschehnisse einzuordnen und auch zu kommentieren. Was zumindest aus meiner Sicht eine der wichtigsten Kernaufgaben des ÖRR auf allen politischen Ebenen darstellt - oder ist das einer der Punkte, die Du lieber nicht bei den Aufgaben des ÖRR sehen würdest?
- solange die aktuellen Staatsverträge Gültigkeit besitzen, wird er Rundfunk immer teurer
Da lautet die spannende Frage, ob das wirklich nur an den Staatsverträgen liegt. Man schaue sich die Inflation an - es wird grundsätzlich alles teurer. Ganz sicher auch die Erstellung (und Verbreitung) von TV-Inhalten, welcher Art auch immer.
- Reformen werden angemahnt, aber nicht umgesetzt
Wahr, das ist ein echter Mißstand. Aus meiner Sicht liegt da die Verantwortung bei den Bundesländern, die offenbar nicht in der Lage sind, da zu einer zweckdienlichen Einigung zu kommen. Falls nicht vorhanden, sollte man imho darüber nachdenken, ein Instrument zu schaffen, mit dem man die Länder höchstrichterlich dazu verdonnern kann, dieser ihrer Pflicht nachzukommen. Und falls vorhanden sollte es schleunigst zur Anwendung gebracht werden. Es kann nicht richtig sein, dass so etwas daran scheitert, dass das zuständige Gremiun es nicht gebacken bekommt, eine Entscheidung zu treffen.
Auch dass der ÖR in der breiten Masse eine allgemeine Ablehnung erfährt,
Dem möchte ich entgegen halten, dass auf jeden Fall auch die Millionen von Menschen, die tagtäglich den ÖR nutzen (belegt durch die laufenden Quotenerhebungen) ebenfalls eine Masse darstellen, die ich durchaus breit nennen und nicht als ablehnend eingestellt bezeichnen möchte.
hindert niemanden daran, dem ganzen mal einen Riegel vorzuschieben.
Was auch immer "dem ganzen mal einen Riegel vorschieben" bedeuten soll, könntest Du das konkretisieren?
Ich für meinen Teil finde, dass es beim ÖRR einige, teilweise durchaus bedeutende Dinge gibt, die so, wie sie sind, nicht (mehr) richtig sein können. Andererseits bin ich allerdings auch von der Grundidee eines weitestmöglich unabhängigen und flächendeckenden ÖRR überzeugt. Daher sollte man darauf achten, dass Änderungen nicht dazu führen, dass die Umsetzung dieser Grundidee beeinträchtigt wird.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.11.2024 11:55).