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  • miscael

36 Beiträge seit 19.09.2019

Ich habe auch unterschrieben

Ich habe auch unterschrieben, obwohl ich einen "richtigen Job" in der Wirtschaft habe. Sogar in einem Betrieb, der wirklich etwas Materielles produziert. Trotzdem finde ich die grundlegende Idee tausend mal besser, als diese Pandemie einfach aussitzen zu wollen. Spätestens zum Sommer hin will ich nämlich wieder ein halbwegs normales Leben führen. Mit der Impfung alleine wird das leider anscheinend nichts, weil bei dem Thema geschlafen worden ist. Das Privatleben haben die meisten Menschen meiner Wahrnehmung nach auch weitgehend eingeschränkt. Es scheint also auch das allgemeine Erwerbsleben zu sein, neben den Schulen natürlich, was die Pandemie am Laufen hält. Und alle Appelle in diese Richtung sind leider verpufft. Deshalb bedarf es nun einer neuen, cleveren Strategie. Das "Zero" verstehe ich übrigens nur im übertragenden Sinne, vielmehr geht es doch eher darum die Infektionszahlen einmal massiv zu senken, damit Richtung Sommer wieder das meiste hochgefahren werden kann.

Über die Details einer solchen Strategie lässt sich sicherlich noch streiten, aber ich glaube unsere Gesellschaft würde problemlos einen Monat überstehen, wenn 90% der Menschen zu Hause bleiben würden. Im Fall meiner Firma ist das Verhältnis sogar noch extremer: Eine Hand voll Maschinenführer und vllt. noch ein/zwei IT-Admins könnten den Laden mit geringen Ausfällen schmeißen, so wie Anfang des letzten Jahres, während Hunderte Büroangestellte von zu Hause arbeiten könnten. Jede organisatorische Fehlplanung kostet in der Regel viel mehr Lieferverzug, als das ein Großteil von zu Hause arbeiten. Ich weiß, es gibt Branchen wo das nicht so einfach ist. Aber ganz ehrlich, das ist nur ein Bruchteil der Bevölkerung, und nicht diejenigen, die derzeit in den Städten den ÖPNV voll machen.

Begleitend müsste man natürlich noch eine Reihe von Maßnahmen fahren, die bisher unterlassen worden sind. Des wären zum einen Massentests, um möglichst viele Infektionsketten in dieser Zeit zu unterbrechen. Gleichzeitig müsste die Mobilität massiv eingeschränkt werden, was auch Grenzkontrollen zu allen Staaten beinhaltet, welche nicht an der Strategie teilnehmen. Den Warenverkehr sollte man ausnehmen (ggf. auch Schnelltests an der Grenze bei den Fahrern durchführen), aber Indiviualreisen können abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen einfach mal unterbleiben. Im Zweifel heißt das dann halt auch verpflichtende und überwachte Quarantäne in einem Hotel.

Außerdem braucht es natürlich auch das Vertrauen der Bürger, das dies wirklich nur zeitlich befristet ist, im Gegensatz zu den jetzigen Maßnahmen, die sich noch lange ziehen werden. Möglich wäre z.B. so einen Plan in ein Gesetz zu fassen, dessen Gültigkeit nach einer wohldefinierten Zeitspanne ausläuft.

Das Problem in diesem Land ist aber wieder einmal eher die Durchführung, bzw. die Durchsetzung, als die grundsätzliche Machbarkeit. Damit so ein Plan funktioniert, muss die Einhaltung auch massiv kontrolliert werden. Da sehe ich das größte Problem, schließlich war der schlanke Staat lange Zeit das Idealbild. Für so eine Strategie bräuchten wir aber eine funktionierende Instanz, die entscheidet wer physisch zur Arbeit gehen darf und wer nicht. Das ist schwierig und ich glaube unser aktuelles System kann dies nicht leisten. Deshalb verstehe ich diese Petition auch eher als Denkanstoß bzgl. der allgemeinen Ausrichtung des Pandemiemanagments. Und einen Fingerzeig auf die gesellschaftlichen Bereiche, die bisher nicht ihren Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen.

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