Erste Frage: wie radikal ist der geforderte Shut-down?
Im Aufruf schreibt ihr: "Wir müssen die gesellschaftlich nicht dringend
erforderlichen Bereiche der Wirtschaft für eine kurze Zeit stilllegen.
Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen, Schulen müssen geschlossen und
die Arbeitspflicht ausgesetzt werden." Was bedeutet das konkret? Werden
Lebensmittelgeschäfte geschlossen, die Lebensmittelproduktion
stillgelegt? Werden die Post, die Zustelldienste, die Müllabfuhr, die
öffentlichen Verkehrsmittel, die Taxis, stillgelegt? Zusatzfrage: Wie
lange denkt ihr, dauert die Vorbereitungszeit auf diese radikale
Stilllegung? Wenn z.B. die Molkereien geschlossen werden, müssen die
Milchkühe trocken gelegt werden. Das geht, dauert aber Zeit.
Zweite Frage: Demokratie
Ihr schreibt: "Demokratie ohne Gesundheitsschutz ist sinnlos und
zynisch. Gesundheitsschutz ohne Demokratie führt in den autoritären
Staat." Aber was bedeutet das konkret? Demokratie ist ein komplexer
Begriff. Ist folgende vorläufige Definition ok? Die Menschen entscheiden
per Abstimmung vor Ort. Was ist nun, wenn Belegschaften, BetreiberInnen
von Kindergärten und Schulen usw. sich in demokratischen Prozessen gegen
den radikalen Shut-down aussprechen, wenn sie dagegen stimmen?
Dritte Frage: Kontrolle und Sanktionen
Ich nennt euren Vorschlag: "Für einen solidarischen europäischen
Shut-down". Aber es genügt wohl nicht, wenn sich 95% oder 99%
daranhalten, aber 1% nicht. Das anvisiere Ziel, flächendeckend null
Infektionen, ist wohl nur mit Kontrolle zu erreichen, oder habe ich da
was falsch verstandenen? Kontrollen ohne Sanktionen sind aber eher
wirkungslos. Wer kontrolliert also wie, welche Sanktionen sind
angedacht? Ich schreibt es gehe darum, dass: "alle Maßnahmen
gesellschaftlich solidarisch gestaltet werden" Und was ist mit jenen,
die sich in euren Augen nicht solidarisch verhalten und nicht freiwillig
aus Einsicht mitmachen?
Vierte Frage: Was ist, wenn die Strategie tatsächlich greift?
Angenommen die Strategie funktioniert tatsächlich und in ganz Europa
treten keine Infektionen mehr auf. Klammern wir die Frage, ob dieses
Ziel tatsächlich realistisch sein kann aus und unterstellen wir den
Erfolg um des Arguments willen. In Europa kein Covid-19, aber auf allen
anderen Kontinenten sehr wohl. Durch welche Maßnahmen soll das
Wiederauftreten von Covid-19 in Europa langfristig und nachhaltig
verhindert werden?
ANTWORT:
Wie lange der Shutdown sein muss, um die Zahlen der Neuinfektionen herunter zu bringen, hängt davon ab, wie hoch die Zahlen zu Beginn sind und wie viele sich daran halten. Rigide Kontrollen gab es in Australien und Neuseeland nicht. Infizierte sind rund 14 Tage ansteckend. Theoretisch sind Neuinfektionen also nach drei, vier Wochen weg, wenn sich alle daran halten würden. Wir sind nicht weltfremd, daher gehen wir nicht davon aus. Solange neu Infizierte isoliert und die Kontaktverfolgung lückenlos funktioniert, wird das Virus eingedämmt.
ZeroCovid ist ein Konzept zum ÖFFNEN, nicht zum Schließen. In den Ländern, in denen es umgesetzt wird, geht das Alltagsleben nach dem Shutdown ganz normal weiter. Es gibt Kultur, Schulen, Konzerte, Großveranstaltungen, Sport.... Ganz Australien hat seit Monaten täglich eine Hand voll Neuinfektionen. Der Wirtschaftseinbruch, die gesellschaftlichen und persönlichen Kosten werden so minimiert. Und Menschenleben gerettet. Niemand stirbt in AU, NZ, Vietnam oder Thailand an Covid.
Die Öffnung erfolgt schrittweise, über so genannte „grüne Zonen“, flankiert von Reisebeschränkungen, um das Virus nicht wieder einzuschleppen. ZeroCovid funktioniert auf Inseln, auf Kontinenten und in Binnenländern.
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