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  • DerRico

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2000

Unsolidarischen Mistschweine die,...

Es ist 6 Uhr, vor meiner Mietwohnung wirds unruhig: Autotüren schlagen, Motoren werden gestartet. Eine Vielzahl von Kleinwagen setzt sich in Bewegung. Leute verlassen zu Fuß die Häuser, mit Rucksack und Taschen. Auf zur Arbeit.
Im Radio höre ich noch die aktuellen Meldungen zur Lage der Pest: noch mehr Erkrankunen, mehr Lockdown nötig. Schuld sind Partygänger. Jawohl....

Ich ziehe mich an, SchlüsselHandyPortmonneMaske und los zur U-Bahn. Auto hat meine Partnerin, die ist schon seit 5 Uhr unterwegs zur Frühschicht ins Krankenhaus.
In der U-Bahnstation ists voll, voller als sonst. Die Anzeigentafel warnt vor Corona und warnt und warnt. Endlich mal eine Info: Zugausfall, die Taktungen wurden verlängert. Um uns zu schützen.

Irgendwann noch eine Bahn, alle müssen rein. Es ist spät.
Wir versuchen Abstand, was kaum möglich ist. Jeder Sitzplatz ist besetzt. Beim nächsten Halt schleiche ich mich in einen anderen Waggon, hier ist es leerer. Nicht ohne Grund: auf einer Bank schläft ein Obdachloser. Als einziger ohne Maske.
Als er anfängt, bronchial zu husten, wechsle ich wieder den Waggon. Hier siehts besser aus. Als ich mich setze, wird mir klar, dass der Waggon nicht beheizt ist. Es ist saukalt am Hintern.
Ich hab jetzt die Wahl zwischen zurück zum Obdachlosen oder Stehen, denn es ist der letzte Waggon.

Endstation. Ich steige aus und wechsle die Straßenseite zur Arbeit. Das Büro ist besetzt, die Büro-Fee erwartet mich. Sie muss auch, da sie eventuelle Besucher empfangen muss. Wenigstens gibts Kaffee. Alles riecht und schmeckt nach Desinfektionsmitteln.
Der Programmierer kommt auch, er muss die Bahn nach mir gehabt haben. Seine Wohnung ist zu klein für einen Arbeitsplatz.
Wieder überall Mahnungen zu Abstand, Maske, Rücksicht.... jaja.

Vormittangs die Meldungen der Nacht: VPN-Probleme, Lizenzen, Zahlungsmodalitäten. Das übliche. Wer zu Hause sitzt, hats auch nicht einfach: zu wenig Platz, keine Bandbreite, veraltete Technik, die eigenen Kids.
Mittags treffen wir die Nachbarfirma HeimarbeitsGibtsNicht und auch die Kollegen von DafürIstKeinGeldDa beim Asiaten. Dicht stehen wir vorm Ausgabefenster und unterhalten uns über Umsätze, Daten und natürlich den Fallzahlen. Wir sind solidarisch, einer bietet mir eine Zigarette an. Es ist fast wie Frieden.

Abends dann wieder nach Hause, U-Bahn ist etwas leerer. Der Supermarkt dafür um so voller. Etwas zum Abendessen, mein Mädel braucht noch was.
Zwei Einkäufer vor mir fängt eine Kundin an zu plärren: das Mädel an der Kasse trage keinen Mundschutz. Sowas dürfe die gar nicht. Alle Versuche, die Kundin zur Ruhe zu bringen, nützen nichts. Sie kreischt hysterisch.
Eine neue Kasse wird eröffnet. Leider stehe ich nun wieder ganz hinten.
Beim Verlassen des Ladens erscheint die Polizei.

Zu Hause sitzen wir und essen, die Nachrichten bringen wieder höhere Fallzahlen.
Verdammte Partypeople, denke ich.....

R.

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