oldman123 schrieb am 10.09.2023 06:53:
und nicht blöd rumschwafeln.
Es geht weder um ultrakonservative Letten noch um ultrakonservative Russen
Es geht einfach um den Umgang mit Minderheiten. Denn der Umgang mit den Russen in Lettland existiert schon min. 20-25 Jahre - lange vor der Krimannexion und dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Wenn man die Russen als "Nichtbürger" bezeichnet, sollte das einem zu denken geben.
Ist in meinen Augen eine Retourkutsche auf den russischen Umgang mit Minderheiten (innerhalb der Sowjetunion). In Russland / Sowjetunion gibt es ja bereits seit 200 Jahren (mal mehr / mal weniger) Russifizierungsprogramme um die Kultur "gefährlicher" Minderheiten auszulöschen. Davon waren Balten, Polen, Deutsche, Tartaren immer wieder mal betroffen. Dazu gehörten auch Deportationen, Hinrichtungen, Umsiedlung und gezielte Ansiedlung von zuverlässigen Russen in diesen Gebieten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Russifizierung
Du kannst Dir also sicherlich vorstellen, dass sich da jede Menge Hass aufgebaut hat.
Übrigens eine ähnliche Situation wie in den deutschen Nachbarländern nach dem Krieg. Auch Norwegen, Holland, Frankreich haben zum Teil eigene Staatsbürger (meisten Frauen, die sich mit Besatzern eingelassen haben) nach Deutschland oder im Falle Norwegens Schweden abgeschoben.
Wenn Du in den 60 er / 70 er in Europa unterwegs warst, dann konnte man diesen Hass auch noch bei älteren Leuten spüren.
Aber während Deutschland versucht hat wieder Vertrauen aufzubauen ist da mWn von Russland wenig bis gar nichts für die Völkerverständigung gekommen. Tatsächlich hat Russland sich in bereits in der 90er militärisch in die inneren Angelegenheiten von Moldawien, Georgien und Tschetschenien eingemischt.
Bleibt die Frage, warum sich die EU nicht um dieses Problem kümmert. Auch das "Wertebasierte" Deutschland nicht.
Eine gute Frage. Bersser wäre es gewesen.
"Angst vor der russischen Minderheit
In Estland und Lettland werden Ex-Sowjetbürger systematisch benachteiligt, vor allem russischsprachige. Die "Nichtbürger" stehen unter Generalverdacht, die Diskriminierung trifft auch Neugeborene.
03.10.2017
Die Russen, die sich nicht angepasst haben, werden halt noch als 5. Kolonne und zivile Besatzer wahrgenommen. Vermutlich teilweise sogar zu recht. Ist so wie mit den Japaner in den USA. Die meisten waren in den 40er loyal gegenüber den USA, aber eine Minderheit halt nicht. Und darunter mussten dann alle Japaner leiden.
Sie dürfen nicht wählen. Sie dürfen keine Beamten, Polizisten und Armeeoffiziere werden und auch viele andere Berufe im öffentlichen Dienst nicht ausüben.
Wenn Du Dich nicht an die Regeln eines Landes anpasst, dann ist das Normal. Leute ohne deutsche Staatsbürgerschaft dürfen auch nicht Beamte, Polizisten oder Armeeoffiziere werden. Wenn Du als Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen willst muss Du auch erhebliche Sprachkenntnisse nachweisen.
Bei der Rentenberechnung werden sie benachteiligt. Arbeiten im Ausland geht nur mit großem bürokratischen Aufwand und auch Reisen sind deutlich erschwert.
...
Hat denn die russische Rentenversicherung je einen Ausgleich für die Beiträge der baltischen Staaten von 1940 geleistet oder hat Russland alles behalten?
In Lettland sind etwa 35 Prozent der zwei Millionen Einwohner Russen, Weißrussen oder Ukrainer und überwiegend russischsprachig, in Estland rund 28 Prozent der 1,3 Millionen Einwohner.
Wie viele waren es 1940? Erheblich weniger.
Die meisten von ihnen erhielten 1991 den Nichtbürgerstatus, weil sie zwischen 1940 und 1991 ins Land gekommen oder dort geboren waren - eine Reaktion auf die forcierte sowjetische Ansiedlungspolitik nach der Besetzung der baltischen Staaten 1940.
...
Bis heute stehen russischsprachige Menschen in den baltischen Ländern verbreitet unter dem Generalverdacht, ehemalige Besatzer zu sein, nicht genügend Loyalität gegenüber ihren neuen Heimatländern zu zeigen oder zu wenig Verständnis für die Tragödien der baltischen Nationen nach der Besetzung zu haben, vor allem für die massiven Deportationen von Esten, Letten und Litauern unter Stalin."
SPIEGEL
https://www.spiegel.de/politik/ausland/estland-und-lettland-das-problem-mit-der-russischen-minderheit-a-1169422.html
Ist das menschlich nicht verständlich?
Besonders der letzte Absatz klingt nach Erbschuld. Damit kennen wir Deutschen mit unserer Nazi-Vergangenheit nach über 70 Jahren aus.
Ja - und es hat uns auch dabei geholfen wieder ein Teil von Europa zu werden. Sonst würden wir von unseren Nachbarn so gehasst und gefürchtet wie die Russen.
Zumindest dürfen in Lettland SS Veteranen jedes Jahr einen Umzug machen. Es macht nichts, dass die SS Veteranen immer weniger werden, denn der Nachwuchs formiert sich.
Ja, es ist schon erschreckend, dass die SS nach 45 ein besseres Standing hat als Kommunisten und Russen. Das deutet darauf hin dass das russische Verhalten noch als viel schlimmer als das der SS wahrgenommen wurde. Ist aber in der Ukraine dasselbe. Auch da werden die Kommunisten (aka Russen) als schlimmer wahrgenommen als die Nazis. Ist selbst bei den Russen nicht ungewöhnlich - siehe Wagner Führung.
Natürlich verweist man immer gern auf die grausame sowjetisch-lettische Geschichte von beiden Seiten. Aber seit der Loslösung von der Sowjetunion und die Bildung eines eigenständigen Staates ist man bis heute von Rachegefühlen durchzogen.
Schau mal wieviele Jahrzehnte unsere Nachbarn (nicht Politiker - sondern Bevölkerung) zu einem normalen Verhältnis gebraucht haben - und das trotz aktiver Wiedergutmachungsarbeit von deutscher Seite.
Aber spätestens mit dem EU Beitritt hätten sich die Verhältnisse normalisieren können. Hat aber den Menschenrechtskämpfern in der EU nicht die Bohne interessiert.
Lettland: Jubel für SS und Bundeswehr
https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Lettland-Jubel-fuer-SS-und-Bundeswehr,riga162.html
Es braucht halt seine Zeit - Unsere Nachbarn waren 5 Jahre besetzt, das Baltikum 50 Jahre.
Und da Russland von seit den 90er Jahren die Grenzen seiner Nachbarn nicht achtet bleibt das Misstrauen erhalten. Insbesondere Transnistrien und Südochetien sind hier negative Beispiele.