marduks schrieb am 09.09.2023 22:57:
Dafür gibt es durchaus Gründe.
1940 war das Jahr, indem die Russen nach Lettland einmarschiert sind. Und fürchterliches angerichtet haben.
Zum "Glück" marschierte ja schon 1941 die deutsche Wehrmacht ein und die Juden und Kommunisten (und auch Roma u.a.) wurden ausgerottet.
Ende 1944 kamen aber die Kommunisten (Sowjets...) zurück und herrschten bis 1990/91.
Die lettischen Partisanen töteten dann während der Okkupation 1.138 NKWD Offiziere und Soldaten sowie 1.070 Unterstützer des kommunistischen Systems (also Zivilisten) - im gleichen Zeitraum wurden 2.422 Partisanen getötet und 7.342 verhaftet, von denen wiederum 498 zum Tod verurteilt wurden (Zahlen aus dem Rigaer Okkupationsmuseum).
Das ist alles m.E. brutal und nicht schön - aber bilanzierend haben m.E. die lettischen Nationalisten beim Massenmorden einen erheblichen Vorsprung (allein das Kommando Viktors Arājs (ca. 1.200 Freiwillige) ermordete ca. 45.000 Menschen).
Die Idee, die Staatsbürgerschaft (unter anderem) davon abhängig zu machen, wo die Vorfahren vor 1940 lebten, ist m.E. nicht hilfreich, wenn alle Menschen im Staatsgebiet sich als Letten (und nicht als Russen, die in Lettland leben) verstehen sollen.
Das Verbieten von Doppelstaatsbürgerschaften finde ich (im Interesse des lettischen Nationalismus) allerdings nicht ganz verkehrt und sinnlos; das Konzept des "Nichtbürgers" ist m.E. dämlich.