Jungherr 2024:
Ich höre viel, dass Leute von Desinformation reden, habe aber selber noch keine gesehen.
Jungherr 2020:
Des- und Falschinformationen verbreiten sich auf den Sozialen Medien immer in Zeiten von Unsicherheit oder politischen Streits.
Richtig fundiert scheint Jungherrs Analyse von Desinformation ja nicht zu sein. Während er vor 4 Jahren die Wirkung von Desinformation im Corona-Umfeld noch kritisch betrachtete, sieht er sie im Umfeld von Demokratie und Wahlen seltsam entspannt. Ganz so, also ob politische Meinungen durch (Fake)News nicht beeinflussbar wären. Auch wenn die Meinung des harte Kerns der jeweiligen Lager natürlich gefestigt ist, entscheiden meist Wechselwähler über den Wahlausgang. Bei der letzten US-Wahl kam es letztlich auf einige Tausend Stimmen in wenigen Swing-States an!
Wichtig ist Jungherrs Hinweis, dass es sinnvoller sei, die gesellschaftlichen Ursachen von Wahlergebnissen zu ergründen, als sie einfach zur Folge von Desinformation zu erklären. Mit solchen einfachen Erklärungsmustern soll das Reden über die Probleme im Spätkapitalismus vermieden werden.
Dabei müsste ja stutzig machen, dass sämtliche Staaten und Staatsapparate mit dem Schlagwort von Fake News und Desinformation Demokratie und Meinungsfreiheit einschränken. Auch die im globalen Westen so gescholtenen autoritären Staaten wie Russland verwenden das Narrativ von der Desinformation, wenn sie gegen Oppositionelle vorgehen wollen.
Es ist wirklich starker Tobak, wenn die Einschränkung der Meinungsfreiheit im "globalen Westen" und "so gescholtenen autoritären Staaten wie Russland" gleichgesetzt und Putins gewaltsame Diktatur damit verharmlost wird!
Wenn aktuell Georgien Gesetze gegen die Einflussnahme von EU-gestützten NGOs einführt, dann tun die dort Regierenden im Grunde nichts Andreas als viele EU-Staaten, die wiederum die Verbreitung von "russischen Narrativen" auch mittels Repression bekämpfen. Das ist die Praxis eines hybriden Krieges, wie ihn sämtliche Staaten praktizieren. Allerdings gilt ist dieser nur als verwerflich, wenn er von der anderen Seite praktiziert wird.
Die eigene Seite betreibt natürlich nur Demokratieförderung, wenn sie ähnliche Praktiken durchführt. Da müsste die Parole lauten: Wir beteiligen uns nicht an Kriegen – auch nicht an den hybriden. Ein wichtiger Schritt dazu ist, den Begriff der Desinformation von der Gefühlsebene auf eine faktenbasierte wissenschaftliche Grundlage zu stellen.
Welche Repressionen setzen EU-Staaten ein, um die Verbreitung "russischer Narrative" zu bekämpfen? Ich bitte um Fakten. Will sich TF tatsächlich zum Fürsprecher von RT machen?
Und was die Beteiligung von Kriegen betrifft: Mir ist keine hybride Kriegsführung durch die EU bekannt. Die Unterstützung eines Angriffsopfer zur "Beteiligung an Kriegen" umzudeuten, zeigt die eigentliche Botschaft des Kommentars: Haltet Euch aus Putins Angelegenheiten heraus!