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  • Meinesgleichen

mehr als 1000 Beiträge seit 05.02.2004

Sorgenfalten

grauzone schrieb am 16. August 2004 16:42


> Und wenn du mit dem Zweifeln an deinen Zweifeln fertig bist , was
> dann? Gewissheit? Erkenntnis der objektiven Wahrheit?
Nein. Wahrheit im Sinne von Wahren fischt eher im Trüben, als im
Tiefen.
Sie achtet das Geheimnis. Das ist heidnisch oder besser chthonisch
(das Wort kennt aber kaum einer).


> Oder doch nur
> ein neues/anderes Erklärungskonstrukt das dir die irrationale
> Aussenwelt auf ein begreifbares rationales Maß zusammenschrumpft?
Auch nicht. So etwas wie "Außen"-Welt ist schon der Konstruktion zu
viel. Komischerweise zweifelt radikaler Konstruktivismus am Wenigsten
am Konstrukteur... (seit Descartes und früher)

> Ist Heidentum nicht auch nur der Ausdruck einer Sehnsucht nach der
> "guten alten Zeit"(die sicherlich so nie existiert hat) in einer
> immer schwerer verständlichen Welt? Ist es nicht auch nur eine Flucht
> vor der umgebenden Realität?
Ja. Viele sogenannten heidnischen Gruppen, die um irgendwelche Bäume
tanzen und sich dabei nur von ihrem neuen esoterischen Klingelton
stören lassen, würde ich auch so sehen.

> Kann man sich ewig der Proggression
> entziehen? Evolution bedeuted Proggression sowohl auf biologischer
> als auch gesellschaftlicher Ebene und die Evolution kennt kein
> Zurück. Maximal das beharren auf bewährten , nicht mehr sinnvoll
> erweiterbaren Ergebnissen.
Das sehe ich anders, ich glaube - wie eben alle "richtigen" Heiden -
an zyklische Abläufe und nicht an eine teleologische oder auch "nur"
fortschrittliche Entwicklung. Ich glaube an die Wiederkehr des
Gleichen oder gar - wie Nietzsche - des Selben. (Da bin ich mir nicht
so sicher...)
> Angesichts der Instabilität , auch heidnischer, menschlicher
> Gemeinschaften sehe ich aber noch nirgendwo etwas "Fertiges".
"Fertiges" sehe, geschweige will! ich auch nicht. Aber die
Instabilität der Gemeinschaften fällt nicht vom Himmel, sondern ist
wesentlich gewollt.

> > Und: weisst du überhaupt, dass Religion überliefert "sorgfältig"
>
> Gibts da irgendwelche Quellen? Oder ist das einfach nur ne
> Behauptung?
Ich empfehle ja den Kluge, Etymologisches Wörterbuch. Wirklich
spannende Lektüre für mehr als einen Winterabend, so dass man sogar
im Sommer immer mal wieder reinschaut...


> Was ist Sorgfalt?Wie würdest du dies definieren?
>
Ich könnte jetzt sagen: Religion. Aber das wäre doof. Unter Sorge
verstehe ich die Achtgeben, Beachten, Berücksichtigen, Wahren usw.
(Schau doch mal im Kluge nach. lohnt sich oft...)

Klaus Heck,
der nicht glaubt, dass man zurücklaufen muss oder soll, um wieder in
der guten alten Zeit zu landen...

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