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  • Neinheit

148 Beiträge seit 12.01.2024

Re: Beteiligt sein, woran eigentlich genau?

wasgesagtwerdensollte schrieb am 04.03.2024 12:35:

Seit Anbeginn des Krieges gibt es zwei sich widersprechende Forderungen: die Ukraine muss gewinnen (bzw. Russland darf nicht gewinnen) und keine direkte Konfrontation der NATO mit Russland.

Das erste ist ein Kriegsziel, dass der Westen ausgibt, damit schon Partei ergreift. Und sich mehr oder weniger in den Krieg einbringt, also praktisch am Krieg teilnimmt, wenn auch (noch) nicht unbedingt an Kampfhandlungen.

Interessanter ist aber die zweite Forderung. Die besagt ja, dass die Konfrontation, die man betreibt, nicht in einem allgemeinen Weltkrieg enden darf. Das ist die rote Linie, die nicht überschritten werden darf, an die man aber heranrobben will, bzw. muss, wenn die erste Forderung nicht (mehr)zu realisieren ist.
Letzteres zeichnet sich ja ab. Der Ukraine gehen die Optionen aus, eine Niederlage wird immer wahrscheinlicher. So kommen Forderungen und Gedankenspiele auf, wie man noch einen Schritt weitergehen könnte. Immer noch unter der Vorgabe einen dritten Weltkrieg vermeiden zu wollen, aber immer näher an der roten Linie dran. Dummerweise hat man es nicht in der Hand, wann der Kreml die rote Linie überschritten sieht.

Denkbar sind viele Reaktionen. Angefangen von politischen Protest, über das Abziehen der eigenen Botschafter, das Ausweisen der Botschafter aus Russland, hin zu Lieferung von weitreichenden Waffen an die Huthi Rebellen usw... bevor man dann selber die direkte Konfrontation einleitet. Erstmal vielleicht nur als Signal "wollt ihr das wirklich", irgendwann dann aber als ausgreifender konventioneller Krieg und letztendlich als atomarer Schlagabtausch.

Die Veröffentlichung des Mitschnitts war so ein erster Warnschuss. Und stachelt die üblichen Scharfmacher und Kriegstreiber nur an.
Das kann noch "lustig" werden.

Das sind sehr interessante Gedanken, aber ich bin mir halt nicht sicher, was von der öffentlichen Diskussion als Diskussion gelten darf und was man besser als Taktik oder Informationskampagne betrachten sollte.

Im Prinzip scheint mir die Hoffnung, daß ein winziges, unbedeutendes Land wie die Ukraine, für daß sich kein normaler Bürger jemals großartig interessiert hat, eine Chance hätte, sich gegen Russland, daß nach USA und China an 3. Stelle bei den Rüstungsausgaben steht, durch etwas Unterstützung durch Nachrichtendienste und Munitionsnachschub zu verteidigen, von Anfang an Absurd.

Daher bin ich etwas skeptisch, ob die öffentliche Diskussion nicht eher Ablenkung ist? Ablenkung vor was genau, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber wer hat denn bisher am meisten davon profitiert?

Nachdem die Ukraine durch die Sprengung von North Stream unsere Energieversorgung zu unser aller finanziellem Leid gesprengt hatte, beziehen wir einen Großteil des Erdgas aus den USA, Frackinggas, das klimaschädlicher ist als Kohlekraftwerke und extrem viel teurer.

Auch Munition haben die USA am meisten geliefert, wobei natürlich auch Rheinmetall seine geplatzten Russlanddeals großzügig kompensieren konnte.

Sieht man das Ganze rein Wirtschaftlich, hat die amerikanische Industrie jedenfalls sehr, sehr viel gewonnen.

Betrachtet man die Tatsache, daß die russischen Oligarchen, trotz eingefrorener Vermögen und Sanktionen, ihren Reichtum seither vermehren konnten, hat auch Russland bereits sehr viel gewonnen.

Der größte Verlierer ist dabei natürlich die Ukraine, und das wäre sie auch dann, wenn sie den Krieg gewönne.

Wer auch sehr viel verloren hat: Europa, allen voran natürlich Deutschland.

Wenn ich mir diese, irgendwie ja recht offensichtlichen, Fakten vergegenwärtige, fällt es mir schwer, irgendwelche Forderungen ernst zu nehmen, da ich die eigentlichen Ziele dieses Krieges (egal welcher Seite) nicht kenne und weil Krieg natürlich IMMER von vielviel Propaganda begleitet wird.

Oder, wie der vielzitierte Oberst Reisner zu den westlichen Fehleinschätzungen (bis vor einem Jahr oder so war ja täglich die Rede davon, daß Russland morgen die Soldaten und übermorgen die Munition ausgehe etc) sagte:

Hier sehen wir das klassische Problem, dass wir durch die eigenen Maßnahmen im Informationsumfeld keinen objektiven Blick auf die Frontlage haben.

Insofern maße ich mir kein Urteil über die öffentliche Diskussion zu, außer dem, daß hier Propaganda im Spiel ist, weshalb ich mir kein Urteil anmaße.

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