Kanzler Scholz hat nur scheinbar aus Versehen die Aktivitäten englischer und französischer Soldaten auf ukrainischem Boden in seinen Argumenten für die Taurus-Blockade öffentlich gemacht. Es war nicht Dummheit, nicht aus Versehen, sondern ein gezieltes lancieren, um die übereifrigen Briten und Franzosen einzubremsen, den Druck auf ihn abzubauen und sich beim Publikum als eher friedenswillig zu präsentieren.
Die Briten haben sich nun auf raffinierte Weise revanchiert: Die öffentlich gewordenen Planspiele deutscher Militärs zeigen nun deutlich auf, dass Deutschland keinesfalls eine historisch bedingte Sonderrolle einnimmt, nicht der reuige Weltkrieg-2-Anstifter ist, der Russlands rote Linien im Gegensatz zu Frankreich und England respektiert. Die deutsche Öffentlichkeit wird dadurch nun gezwungen sich damit abzufinden, doch schon längst aktiver Kriegsgegener Russlands zu ein, im selben Boot mit England und Frankreich zu sitzen.
Scholz steht nun unter Zugzwang: dem Frieden zu Liebe die verantwortlichen Militärs als Bauernopfer aus dem Spiel zu nehmen um Russland entgegenzukommen und zu deeskalieren – oder die Flucht nach Vorne anzutreten,die Realitäten anzuerkennen und Russland damit auch öffentlich die Stirn zu bieten. Das selbstverleugnende Versteckspiel der Deutschen als angeblich friedenswillige Taschenspieler hat damit nun ein Ende.
Auch wir bisher kritischen Kriegsbetrachter sollten aufhören, gegen den Strom zu schwimmen, inkonsequent zu sein und zu glauben es gäbe ein Zwischenlösung ohne Weltkrieg. Wenn es denn nun unbedingt im gemeinschaftlichen Interesse des Westens sein muß, dann soll es so kommen – wir gehen einvernehmlich mit unseren europäischen Großnachbarn in die Entscheidungsschlacht um die westliche Vorherrschaft. Ohne diese Vorherrschaft wäre der Wohlstand jedes einzelnen Europäers geringer: weniger Auto, weniger Urlaub, weniger Rente – wollen wir das denn wirklich einfach so aus der Hand geben indem wir das aufbegehren Russlands gegen unsere westliche Macht durchgehen lassen?
Sollten wir es schaffen den russischen Bären zu erlegen, so erwartet uns danach wohl ein Jahrhundert des Friedens, ein zwar dem Hegemon tributpflichtiges Deutschland, dass aber unter dem Strich seinen Wohlstand weiter vegrössern kann und auch einen Teil der Kriegsbeute abbekommt. Wirklich billiges Gas bekommen wir erst wieder, wenn wir es Putin nicht abkaufen, sondern es vor Ort in Russland selbst fördern. Und vielleicht fällt sogar für jeden Deutschen ein kostenloser Schrebergarten in Sibirien ab …