Putin ist in die die Urkraine einmarschiert, weil er das für richtig hielt. Ob die Invasion objektiv gerechtfertigt ist, ob wir sie für gerechfertigt oder angemessen, ist völlig egal (wir können Sanktionen verhängen, Putin vor Gericht zerren oder einen NATO -Bündnisfall ausrufen und Russland von der Weltkarte bombardieren, wenn wir das für notwendig, machbar und angemessen halten. Aber die Invasion fand statt, weil Russland denkt, im Recht zu sein.)
Wenn Putin es nächste Woche für richtig halten sollte, uns den Gashahn zu zu drehen oder Atomwaffen gegen die Urkraine oder gegen Ziele in Europa ein zu setzen, dann kann er das tun. Das mag nicht schlau sein und postwendend desaströse Konsequenzen für Russland und vielleicht sogar für Putin selber haben.
Was aber nichts daran ändert, dass Putin zunächst einmal tun kann, was er will. Egal, was das Völkerrecht sagt, egal, was die BILD-Zeitung schreibt, egal, ob Norbert Röttgen dann fodert, noch eine Pipeline zu schließen.
Jeder hat das Recht, nachts durch die dunkle Gasse hinterm Bahnhof zu laufen. Jeder hat das Recht, einem Angreifer kräftig in die Eier zu treten, der einen mit Messer oder Pistole bedroht.
Ob das schlau ist, ist eine andere Frage. Weil in einer Situation, in der man von jemandem mit Gewalt bedroht, ziemlich egal ist, ob der Angreifer später mal brutal dafür bestraft wird, dass er Gesetze gebrochen hat.
In der aktuellen Krise ist das einzig Relevante, was Russland denkt und empfindet. Weil sich daraus ergibt, was Russland als nächstes tun wird.
(Und ja, Dem Angreifer in Eier zu treten, kann die absolut richtige Reaktion sein, wenn man angegriffen wird. Aber nur, wenn man absolut, zu 100 % sicher ist, dass er danach nicht mehr zustechen oder abdrücken kann. In allen anderen Fällen zieht man sich erst einmal zurück und überlegt später, wie man sich rächen und sicher stellen kann, dass der Angreifer dauerhaft kalt gestellt wird.)