Staatliche Betriebe sind in Belarus häufig nicht zu 100% staatlich, sondern gehören in Anteilen von 1/4 bis 1/2
- einer staatlichen Bank
- der jeweiligen Kommune und
- den Mitarbeitern (genauer: denen, die zum Zeitpunkt der Privatisierung Mitarbeiter waren).
Es liegt also nicht nur am Zwang, wenn die westliche Opposition mit ihren Boykottkampagnen dort keinen Fuß in die Tür bekommt.
Das erwähnte Traktorenwerk kenne ich von innen, und das ist auch auch ein Zeichen des Wandels. Ich kann mich dort noch an Fotografierverbot erinnern (auch vor dem Werk!), vor einigen Jahren wurden dann Werksführungen angeboten, Fotografieren überall erlaubt. Als 70er Jahre-Technik würde die inzwischen mehrheitlich roten Traktoren zwar nicht bezeichnen (blaue sind dort "Werksverkehr"), aber die Leute dort wissen sehr genau, was die Zielgruppe braucht und dass sich der indische Bauer kein Agrarmonster, wie sie bei uns herumfahren, leisten kann.
Auch dass sich die weißrussische Wirtschaft bei einer Öffnung nach Westen in einer ähnlichen Situation wie die DDR-Betriebe nach der Wende befinden würde, ist dort vielen klar: In die neuen Märkte kommt man nicht rein, für die alten ist man zu teuer.
Der private Sektor ist ein Belarus ehrlich gesagt auch keine Alternative. Ein Bekannter arbeitet zu miesen Bedingungen und schlechter Bezahlung. Besonders die ganzen Programmierklitschen beschäftigen die Leute auch gerne schwarz. Wenn dann der Staat kommt und Arbeitslosensteuer haben will (= Finanzierung z.B. des kostenlosen Gesundheitssystems auch durch Leute, die z.B. im Ausland arbeiten) ist das Staunen groß und natürlich mal wieder Lukaschenko schuld.