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Avatar von franziska (1)
  • franziska (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 15.04.2016

Beim Neoliberalismus geht es ja um etwas NOCH Fundamentaleres...

...nämlich die Wirtschaftsorganisation, und den politischen Rahmen dafür; in dem Fall die liberale, marktwirtschaftlich organisierte Wirtschaft unter Bedingungen andauernder Innovation; also Moderne.
Und hier ist der Befund ähnlich: die (nicht mehr ganz neue) Ratlosigkeit der relativ Fortgeschrittensten öffnet Räume für Zurückgebliebene. Gegenüber dem klassischen (vielleicht schon sozial-)liberalen Staat, der wirklich Rahmenbedingungen setzt und bei Fehlentwicklungen einschreitet, ist das gläubige v.Mises-Hayek-Evangelium, dass der Markt genau das viel besser kann (und alles autoritär weggehauen werden muss, was dem im Wege steht; wofür der Staat zuständig ist, am besten für nichts sonst) schlicht eine Regression.
(Ich finde, der Wunsch, die Anforderungen der Moderne kapitalistisch also klassisch liberal bzw sozialdemokratisch bewältigen zu wollen, bereits regressiv; aber das nur fürs Protokoll.)
Je mehr sich die schwarzen Schwäne, die Anomalien häufen, die in den legitimierenden Theorie-Modellen nicht vorgesehen sind, desto fester werden die Augen zugedrückt.
Schlimmstenfalls... gibt es Massnahmen von der Art, der man in der Medizin (um es "intra muros" zu sagen, also im Patientenzimmer, dort immer Latein!) den schönen Ausdruck "ut aliquid fiat", damit überhaupt was gemacht wird, verpasst hat. BGE zB. als Antwort auf "die Folgen der Digitalisierung". Pläne für allüberall an die Wand gemalte Katatstrophenszenarios anyone? Selbst das öffentlich meist-präsente, die Klimakatastrophe, dümpelt so vor sich hin. Geschweige, dass irgendwo irgendwelche Konferenzen mal alles auf den Tisch bringen, womit wir rechnen müssen; Kosten berechnen; dass man weiss, was wir bewältigen können und was (derzeit) nicht.

Aber: "Wir"? Wer ist denn "wir"?

Im thread über diesem steht die Überschrift: Russland ist nicht stark, bloss der Westen ist schwach. Das gilt von den Etablierten: Nein, die sind nicht stark. Wir sind schwach.
Weil wir mit den vorhandenen (fundamentalen; da darf man sich nichts vormachen!) Differenzen (links, rechts, libertär, usw) zwischen uns weiter so umgehen, als liessen sie sich mit Mehrheitsentscheidungen doch noch regeln. IM LEBEN NICHT! Wir, die mutmasslich 60% oder Zweidrittel, die so nicht mehr weiterwollen, und somit die Mehrheit sind (und sei es auch nur die der politisch Aktiven, das reicht): Wir müssen mit diesem Pluralismus umgehen lernen; wie die Aufklärer sich besinnen mussten drauf, was Bürger als solche minimal gemeinsam haben müssen, die dasselbe Territorium bewohnen; und vor allem: was nicht. Wir brauchen einen Rahmen, der es zulässt, dass nebeneinander wohnende Leute wirtschaftlich unterschiedlich organisierten Gruppen (man könnte sagen: Rechts-Kreise) angehören; und dennoch ihre verbleibend gemeinsamen Dinge gemeinsam regulieren; etwa die (mutmasslich immer noch marktwirtschaftlichen) Verkehrsformen zwischen den je ganz anders organisierten Binnen-Wirtschaften.
Wo gesamtgesellschaftlicher Regelungsbedarf besteht, würde damit wieder viel stärker fokussiert. Vor allem: Die Vermischung allgemein-politischer mit spezial-politischen Wirtschaftsfragen würde aufhören. Es bleibt genug übrig.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.05.2018 16:14).

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