Ansicht umschalten
Avatar von angie146
  • angie146

639 Beiträge seit 25.05.2010

Re: Krise des Empirizismus

mind.dispersal schrieb am 05.05.2018 12:56:

Die russische Propaganda beruhe ganz zentral darauf, Unsicherheiten zu säen und Gewissheiten zu untergraben, wird gewarnt. So gesehen spielt jede Forderung nach eindeutigen Beweisen für die Verantwortung Russlands bei Giftattacken in London oder bei Chemiewaffenangriffen des Verbündeten Syriens der russischen Propaganda in die Hände. Ein Dilemma. Wer trägt den Vorteil davon?

Ein solcher Satz ist aber auch typisch für die Krise des Empirizismus, welche das Internet, sowie sicherlich auch die US-Aussenpolitik von 9/11 bis heute eingeleutet hat.

Empirische, handfeste Beweise waren vor 30 Jahren synonym mit der Wahrheit. Die Fakten dienen niemandem und sie spielen niemandem in die Hände. Sie sind für sich da und an ihnen richtet sich das Bild der Realität aus. Sie sind nicht modulierbar. Man kann sie aufdecken und interpretieren, sie stehen aber fest.

..................................................

Wir leben Erkenntnistheoretisch plötzlich wieder in einer Welt noch vor Immanuel Kant und seiner "Kritik der reinen Vernunft", weil nichts mehr bleibt, als die "reine Vernunft". Ohne empirische Beweise bleibt nur die Überzeugung des "Plausiblen". Aber nicht alles, was plausibel ist, ist wahr.

Das werden furchtbare Zeiten, in welchen die letztendliche Friedlichkeit der eigenen Existenz nichts mehr bedeutet, sondern nur die Position der eigenen Gedanken gegenüber dominanten Ideologien. Hatten wir schon öfter in der Geschichte.


Es ist schon entlarvend, daß es zu " Empirizismus" keinen Artikel in der deutschen Wikipedia gibt.

Aber zum Glück gibt es im deutschsrachigen Raum noch aufrechte Journalisten wie Ulrich Teusch der sich in einem Refarat Impulsreferat auf der Tagung „Krieg und Frieden in den Medien“ am 27. Januar 2018 in Kassel
(https://www.rubikon.news/artikel/das-erste-opfer-eines-krieges-ist-die-wahrheit)
wie folgt äußerte:

"Nicht normative Vorgaben gefährden die Objektivität des Journalismus, sondern die mangelnde Objektivität des Journalismus gefährdet die normativen Vorgaben!
Um das näher zu begründen, werde ich mich im Folgenden immer wieder auf einen Essay beziehen, den die Politik-Theoretikerin Hannah Arendt Ende der 1960er Jahre geschrieben hat. Er trägt den Titel „Wahrheit und Politik“, und wenn man ihn heute, ein halbes Jahrhundert später, liest, lässt er geradezu prophetische Qualität erkennen."

Um es hier kurz zu erläutern (wer es genauer wissen will, lese bitte den o.g. Artikel) nur folgendes:

"Wenn Arendt von Tatsachenwahrheiten spricht, dann von elementaren, unumstößlichen Daten dieser Art. Manchmal sind solche Tatsachenwahrheiten für jedermann evident, liegen offen zu Tage, manchmal ist es mühsam, sie zu etablieren: man muss recherchieren, Zeugen befragen, Dokumente sichten, Archive besuchen.
Nun folgt aus der Existenz unbestreitbarer Tatsachen, die ganz einfach so sind, wie sie sind, keineswegs, dass die Tatsachen auch vorgeben, welche Meinung oder Ansicht man zu ihnen haben sollte. Darüber kann, darf, soll es Streit geben. Aber dieser Streit muss sich an den Fakten orientieren, er muss die Integrität der Tatbestände respektieren. Die unumstößlichen Fakten disziplinieren sozusagen die politischen Kontrahenten, sie markieren das Feld, auf dem sie sich legitimer Weise auseinandersetzen dürfen.
Das alles sollte unmittelbar einleuchten. Aber, so Arendt – wie gesagt, vor einem halben Jahrhundert! – es ist nicht so, oder es ist immer weniger so. Es habe, schreibt sie, „vielleicht […] kaum je eine Zeit gegeben, die Tatsachenwahrheiten, welche den Vorurteilen oder Ambitionen einer der unzähligen Interessengruppen entgegenstehen, mit solchem Eifer und so großer Wirksamkeit bekämpft hat“."

Also kurz zusammengefasst:
Die Heerscharen , von Nato-Trollen, transatlantischen DenkPanzern,Medienzentren etc. die in die zehn-tausende gehen und Milliarden Dollar zur Verfügung haben (mindestens das 20-50 fache der russischen Möglichkeiten!!) sehen ihre Hauptaufgabe in der Bekämfung von Tatsachenwahrheiten bzw. deren Deutung in "ihrem" Sinne.
Und die einzige reale Möglichkeit von RTdeutsch, Sputnik etc. diese Schräglage auszugleichen ist es, immer wieder gerade auf solche Tatsachenwahrheiten hinzuweisen.
Das macht sie so effektiv und gefährlich!

Und deshalb stützen sich auch die transatlantischen/westlichen Medien auf jede Schwäche bzw. jeden Fehler der o.g. Medien.[/b]

Bewerten
- +
Ansicht umschalten