Vor ca. 20 Jahren war ich mit Familie in Kolomenskoje (eine Art Museumsdorf). Auf dem Rückweg, schon fast an der Metrostation stellte ich fest, dass der Fotoapperat nicht da ist. Also schnell zurück zu einem Picknickplatz am Museum. Auf halben Weg kam mir eine Frau entgegen, die sich suchend umsah. In der Hand hatte sie meine Kamera. Ich sprach sie an. Sie:
- Ein Glück, dass ich Sie gefunden habe. Woher sind Sie denn, aus Finnland?
- Nein, Deutschland.
- Mmm, wissen, Sie wir wohnen hier in der Nähe - möchten Sie nicht ein Glas Tee mit uns trinken? Mein Mann und meine Kinder würden sich bestimmt auch sehr freuen...
- Geht nicht, Frau und Sohn warten an der Metro.
- Macht nichts, wie holen sie und gehen zusammen.
Eine 1/2 h später waren wir in einer kleinen Neubauwohnung, Gastgeberin und Tochter wirbelten in der Küche und wir saßen in der Stube mit Gastgeber und dessen Sohn. Zuerst große Befangenheit auf beiden Seiten, dann kommt der Tee mit vielen Leckereien.
Wir kommen noch mal auf die Kamera zu sprechen. Ja, die habe ich extra für den Urlaub gekauft, ungefähr ein Monatsgehalt bezahlt. Der Gastgeber meint, dafür müsste er wohl 2-3 Jahre arbeiten (in der Moskauer Stadtverwaltung). Er geht auf den Korridor, holt aus dem Schrank eine Exa (Spiegelreflex aus der DDR). Leider kaputt. Reparatur zu teuer.
Als wir dann gehen wollen komme ich noch einmal auf meine glücklich wieder gewonnene Kamera zu sprechen, erkläre, dass man in Deutschland in solchen Fällen einen Finderlohn gibt, hole 50 DM raus (1996 in Russland sehr viel Geld). Die Gastgeber sind entrüstet, ohne die Kamera hätte sie uns doch nie kennengelernt, dass war doch ein großes Glück für uns alle.
Etwas betreten steckte ich das Geld wieder ein und hatte beim Abschied das Gefühl, dass etwas zwischen uns getreten war.