siar schrieb am 22.06.2023 13:18:
Als wüssten wir hier sehr viel über russische Politik,
wir wissen viel über russische Politik und die politische Kultur der letzten paar hundert Jahre. Es war die letzte europäische Monarchie, die ein Feudalsystem unterhielt, das die Leibeigenschaft bis 1861 aufrechterhielt, und faktisch hinterher nicht viel daran änderte.
Dann gab es eine Oktoberrevolution und eine Einparteiendiktatur, die ihren eigenen Adel und neue Fürsten hervorbrachte, darunter Schlächter, die alle Zaren in den Schatten stellten. Und jetzt eben einen Racketstaat, in dem Korruption, Nepotismus und Selbstbereicherung der Eiliten zum System geworden sind.
Was sich in Russland in all den Jahrhunderten nicht entwickeln konnte, war eine Bürgerlichkeit im Sinne eines Citoyen, die Voraussetzung und Boden einer Zivilgesellschaft als Träger einer demokratischen Gesellschaftsordnung ist.
Sowas gab's in Russland nie. Und die zarten Pflänzchen, die nach 1990 entstanden sind, hat Putin inzwischen weitgehend ausgerissen, ins Exil getrieben oder gleichgeschaltet.
Politik in Russland war und ist immer eine Angelegenheit einer kleinen Machtclique, seien es Zar und Adel, Partei und Funktionäre oder eben jetzt kriminelle Clans. Seit Jahrhunderten.