Der größte Truppenaufmarsch in der Region seit dem Zweiten Weltkrieg kann ganz einfach beendet werden, wenn der gute Vlad seine Truppen von der Grenze und Belarus zurückzieht. Die kleine ukrainische Truppe mit ihrer Uraltbewaffnung hat da sowieso nichts zu bestellen.
Das Hauptziel dieser Kampagne sei wahrscheinlich nicht einmal Russland oder die Ukraine, sondern Deutschland, das sich seinen Nato-Verbündeten annähern soll.
Nein, der gute Vlad klopft einfach einmal das Café Größenwahn in Berlin ab.
Ja, der Staat in Mitteleuropa, der sich gerne als "europäische Führungsmacht" begreift, bei dem dann die Kanzlerin dann doch die spanische Linienmaschine nach Rio nehmen mußte, weil nichts mehr funktioniert.
Der Staat, der gerne lau badet und gerne alles mitnehmen, aber nichts dafür leisten möchte. Anbei die neue Ampel-Koalition die ganz schwer auf das russische Gas für seine Klimawende angewiesen ist und einen Kanzler hat, der beim Thema Führungsstärke die Merkel noch spielend unterbietet.
Und dem guten Vlad kommt da die bräsige und reaktive Berliner Republik wunderbar entgegen. Sich nur nicht irgendwie festlegen oder in irgendeiner Richtung Flagge zeigen. Wie ein fauler Zahn, an dem Putin nur genug herumwackeln muss, dann fällt er schon von alleine raus, weil irgendwann alle EU- und Nato-Partner die Faxen und den Eiertanz dicke haben.
Anderseits gab es ja zuletzt so eine abseitige Abhandlung vom Zar persönlich, indem er sein verquastes Geschichtsbild zum Besten gegeben hat. Er wäre ja nicht der erste Potentat, der im Alter etwas merkwürdig und unberechenbar geworden wäre.
So gesehen lauert er vielleicht auch nur auf den billigen Grund und die passende Stimmung in seinem eigenen Land, um sein Reich weiter zu vergrößern.
Und machen wir uns Mal nichts vor: Die Nato wird für die Ukraine nicht den großen Schlagabtausch machen, bei dem sich der russische Bär eine blutige Nase holen wird.
"Benötigt wird stattdessen nichts weniger als ein kompletter Neustart in den Beziehungen zwischen dem Westen und Russland. Daher fordern wir vom Westen und Russland, eine neue euroantlantische Sicherheitsstruktur von Vancouver bis Wladiwostok unter Einbeziehung Russlands auf Augenhöhe zu entwickeln", heißt es in dem Appell, den Telepolis heute dokumentiert und der von Regierungen und Bürgern beider Seiten Schritte zur Deeskalation sowie eine kritische Haltung einfordert.
Genau, werfen wir die ganzen gebrochenen Versprechen vom Putin und die ganze europäische Sicherheitsarchitektur mit OSZE und Co. einfach in den Gulli und tun so, als wenn nichts gewesen wäre.
Fangen wir damit vor oder nach dem Einmarsch in die Ukraine an?
Entspannter wäre doch eigentlich danach oder?
Und dann quasseln wir wieder über Sicherheit, Vertrauen und Zusammenarbeit.
Bis wieder der kleine Hunger kommt.
Mit einem Wortbrüchigen macht man keine Verträge. Die kann man sich schenken.
Da braucht man auch keine kitschigen Bilder mit Delfinen, die in engen Becken gehalten werden und darauf dressiert sind, sich an den Menschen ranzumachen.
Das nur etwas für richtige Putinisten.