ARD Programmbeirat 2014:
In der ARD wird heftig über Berichterstattung in der Ukraine-Krise gestritten. In einem an die Öffentlichkeit gelangten Dokument wirft der sogenannte ARD-Programmbeirat dem eigenen Sender "antirussische Tendenzen" vor. Die Berichterstattung sei nicht umfassend genug, es fehlten Hintergründe und Kritik an der Politik von Nato und Europäischer Union.
Die Vize-Chefin der Linkspartei, Sahra Wagenknecht, sprach daraufhin von einem "vernichtenden Bericht". Er bestätige, dass sich der Sender zum "willfährigen Handlanger politischer Interessen macht", namentlich der "Bundesregierung oder gar der US-Administration", sagte Wagenknecht dem "Handelsblatt".
Der Programmbeirat hatte seine Kritik an der Ukraine-Berichterstattung in der vergangenen Woche öffentlich gemacht. Das Webportal "heise online" veröffentlichte ein "Resümee aus Protokoll 582" des Beirats. Dort ist die Rede von "tendenziell gegen Russland und die russischen Positionen gerichteten" Berichten. Untersucht worden seien unter anderem zehn "Brennpunkt"-Sendungen zur Ukraine-Krise, Talkshows und rund 30 weitere Beiträge, etwa aus der Sendung "Weltspiegel".
Das Gremium führt zehn Beanstandungen auf. So habe es an Berichten über die Verantwortung von EU und Nato für die Entstehung der Krise gemangelt, der Einfluss von Nationalisten auf die Maidan-Revolution sei nicht gewürdigt worden, man hätte sich zudem eine "kritische Analyse der Rollen von Julija Tymoschenko und Vitali Klitschko" gewünscht. Die Schuld für die Eskalation der Gewalt sei einseitig Russland und dem gestürzten Präsidenten Wiktor Janukowytsch zugewiesen worden.
Eine offizielle Stellungnahme des WDR steht bislang aus. Aus Köln ist aber zu hören, dass Intendant Tom Buhrow seinen Reportern demonstrativ den Rücken stärkt. "Unsere Kolleginnen und Kollegen leisten exzellente Arbeit", schreibt Buhrow im Intranet des Senders. Den Vorwurf unsauberer und einseitiger Berichte werde man nicht auf sich sitzen lassen. "Das geht an die journalistische Ehre", heißt es dort weiter.
Die Mehrheit von Buhrows Intendanten-Kollegen in den anderen Rundfunkanstalten sieht das offenbar ähnlich. ARD-intern richtet sich der Unmut nun jedenfalls gegen den Programmbeirat. Offenbar hatte mindestens ein Mitglied die Kritik öffentlich gemacht. Es gebe nun "Gefechte in den Sitzungen", heißt es beim WDR.
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