Ansicht umschalten
Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Eigentlich kann einem Julia Galjamina Angesichts dieses Interviews leid tun.

Es ist von Anfang an klar, Bathon möchte alles auf "Gender" reduzieren, das ist sein westlicher "frame": "Die russische Politik wird von Männern dominiert."
Das ist also das Hauptproblem.
Was sollte uns sonst noch interessieren?
"Sie haben im Februar in Russland zusammen mit anderen Politikern eine Bewegung gegründet" - welche und mit welchen Zielen?
Keine Ahnung.

Weiter: "In der russischen Politik sind Frauen", "Bei den Parteien in der Staatsduma gibt es kaum Frauen in höheren Positionen" - sie antwortet: "Ich finde dieses Thema nicht so interessant." und "Bei wirklicher Politik handeln Menschen eigenständig gemäß den eigenen Werten. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen."
Es interessiert ihn nicht.

Nächste Frage: "die neue Duma-Partei "Nowy Ludi" (Neue Leute) hat ja mehr Frauen?"
Sie daraufhin: "Die Frauen dort sind Funktionärinnen, das hat nichts mit Politik zu tun."

Bathon: "Bedeutet das, dass sie sozusagen nur eine dekorative Rolle spielen?"
Nein, sondern bei der Besetzung von Polit-Funktionären ist deren Geschlecht irrelevant, du Honk. Oops. Ich habe mich gerade in ihre Rolle versetzt.
Tschuldigung!

Sie berichtet: "Früher wurden Frauen weniger verfolgt. Frauen wurden tendenziell weniger restriktiv behandelt, etwas mehr geschont."
Er fragt daraufhin - hier setzt bei mir fremdschämen ein: "Gibt es jetzt quasi eine Gleichberechtigung in der Verfolgung?", denn sie wurde eingesperrt und verprügelt.

Galjamina zum Klientel, das die herrschende Struktur wählt: "Frauen werden in unserem Land im Schnitt zehn Jahre älter als Männer. Daher sind unter den älteren Wählern mehr Frauen und genau die stimmen für die Regierungspartei. (...) Ältere unterstützen das System und unter ihnen sind Frauen in der Mehrheit."

Wie auch in unserem Land (wobei hier Männer die Frechheit besitzen später zu sterben).
Die Mehrheit der alten Frauen wählt CDU (mit der Putins Partei politisch viel verbindet, während die größte Oppositionspartei die Kommunistische Partei Russlands ist. Jede Form des Antikommunismus ist Unterstützung von Putin, was auch auf Kritik an mir und meinen Thesen zutrifft).

Bathon fragt: "Kann man dann in kommenden Jahrzehnten auf eine Veränderung hoffen?" Julia Galjamina antwortet skeptisch: "Wenn, dann in zwanzig Jahren und nicht in zwei. Irgendwann wird es vielleicht besser."
Das - ähhh - hört sich auf die Hoffnung nach einer biologischen Lösung an.
Entweder stirbt vorher Putin.
Oder seine Wählerinnen.
Hmmmm....

Es ist aber nicht so, dass ich nur Bathon kritisiere, sondern auch Julia Galjamina.
Wenn sie hier meint: "Das von Putin geschaffene System ist eine vertikale Macht." und es handle sich um das Problem des "Systems Putin", dann möchte ich dem entgegnen:

"Es ist ziemlich einfältig, diese Prozesse als etwas anzusehen, das durch eine oder sogar zwei Personen inszeniert werden kann. Es ist eine primitive Sichtweise. Sie zeugt von einer Wahrnehmungsträgheit und unserer Vorstellung von der Macht als einer "Vertikale"." - wie Julia Galjamina so treffend formulierte.
https://www.opendemocracy.net/en/odr/julija-galjamina/

Meine 3,5 Cent für den heutigen Abend (mehr kann ich mir wegen der Inflation nicht mehr leisten).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten