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Avatar von Pearphidae
  • Pearphidae

mehr als 1000 Beiträge seit 14.11.2021

Gar kein Grund zum Steinigen

Ich halte Ihren Ansatz für völlig redlich.

Der Ablauf der gestrigen Geschehnisse wirft durchaus sehr viele Fragen auf. Vor allem das urplötzliche Einlenken Prigoschins wollte so gar nicht in die Szenerie passen. Von daher darf man jetzt getrost wieder einmal in alle Richtungen spekulieren und ich halte auch die Vermutung von Verschwörungstheoretikern, es sei alles ein abgekarteter Testlauf gewesen, mit dem Putin heraus finden wollte wer treu zu ihm stünde, für nicht völlig abwegig.

Allerdings: Um herauszufinden, wer im Kreml Freund oder Feind ist, hätte er Prigoschin schon sehr viel näher anrücken lassen müssen. Immerhin weiß er jetzt: Auf seine große Hassliebe Erdogan kann er sich verlassen. *g*

Ich gehe seit heute morgen gedanklich unzählige Szenarien durch, die hinter all dem stecken könnten, aber keine davon erscheint mir so richtig schlüssig. Gerade tendiere ich zu der Annahme, dass Prigoschin tatsächlich ganz alleine und ohne Hilfe anderer diesen Coup schon seit Wochen als Vorsichtsmaßnahme vorbereitete - eben seit er begann so richtig heftig gegen Schoigu zu wettern.

Er wusste, dass der zwar öffentlich weiterhin einfach Haltung zeigen musste, aber dennoch versuchen würde, den lästigen Schreihals los zu werden. Von daher dürfte tatsächlich ein Angriff russicher Truppen auf die Söldnerarmee stattgefunden haben. Die wiederum kam für Prigoschin nicht unerwartet. Dennoch erzürnte ihn Schoigus Unfähigkeit, weil so viele seiner Männer ihr Leben verloren hatten und er selbst nicht mal angekratzt wurde. In diesem Zorn beschloss er den Strategen in Moskau zu demonstrieren, was für Haufen von Waschlappen sie doch seien.

Er wollte nicht Moskau erstürmen - genau genommen hatte er das auch nie angekündigt, sondern gesagt, er wolle "nach Moskau" ziehen. In der ganzen Aktion steckte auch wenig Aggression, wie man an dem Gespräch zwischen Prigoshin und dem stellvertretendem Verteidigungsminister am Morgen hatte erkennen können.

Zur Taktik gehörte auch Putin über die Ziele im Unklaren zu lassen. Prigoschin genoss wahrscheinlich den Gedanken, wie seinem Ziehvater der A**** auf Grundeis geht. Ich vermute das Ziel darin, Schoigus Absetzung zu erzwingen.

DAS geht natürlich so nicht. Der Präsident Russlands kann sich unmöglich von einem kleinen Söldner erpressen lassen - andererseits braucht Putin einen wie ihn, denn Kadyrow kannste in der Pfeife rauchen.

Wenn es tatsächlich einen Deal gab, dann wird Putin nun eine kleine Weile verstreichen lassen, bis er einen Grund findet, Shoigu absetzen zu können und vielleicht - tadaa (?) Prigoschin aus dem Exil heraus überaschen in Amt und Ehren setzt?

Nichts ist unmöglich in diesem verrückten Krieg.

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