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  • Daemon Zweiter Ordnung

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2003

Ein Beispiel für naive "liberale" russische Meinung

These 1: Russland soll eine Annäherung an Europa suchen

Ein Teil Russland liegt geographisch in Europa. Der Großteil der Bevölkerung lebt in dem europäischen Teil. Folglich, Russland ist also durchaus europäisches Land und muss dazu auch nicht suchen. Man braucht dazu auch nicht längere demütige Texte zu schreiben.

These 2: Russland hat sich bei seinen Reformen an Europa orientiert (was auch immer Europa hier bedeutet).

Wiederum falsch. Um dies zu verstehen muss man einfach nur in die Geschichtsbücher einen Blick werfen. Angefangen mit der Auswahl der Religion durch Fürst Wladimir. Es wurde Orthodoxie aber nicht Katholizismus ausgewählt. Wobei wie man aus England weiß kann es für den König sehr praktikabel sein kann, der Oberhaupt der Kirche zu sein.

Der Punkt ist eher, dass Russland schon lange existierender Staatsgebilde ist und dabei doch ziemlich groß. Ein großer Tanker braucht halt Zeit und Umsicht.

Nichtsdestotrotz:

Dem Autor des Artikels wird eventuell auch interessant zu erfahren, dass die Leibeigenschaft in Polen (damals russischer Reich) erst nach Kernrussland abgeschafft wurde. Und dies wurde gemacht als die polnische Adelige mal wieder ihre Unruhe stifteten. Als Folge wurde entschieden deren Wirtschaftsbasis etwas anzugreifen.

Der Autor und die BRD-Bürger sollten eventuell auch wissen, wer die Prügelstrafen in der Schule in Deutschland abgeschafft hat. Dies erfolgte in DDR auf das Drängen der sowjetischen Militärverwaltung. Der Westen folgte erst in einigen Jahren später.

These 3: Russland sieht zu unrecht Europa als nicht vollständig eigenständig in der Außenpolitik.

Nun, am Beispiel Deutschland ist es ganz leicht zu sehen. Der einfachste Beispiel ist die Sprengung von NS und was danach folgte.

These 4: Russland wird sich wieder Europa zu wenden.

Dies ist eine Trivialität, da Russland rein geografisch halt in Europa und Asien liegt. Der Punkt ist eher ob EU bereit ist sich an Russland zu wenden. In diesem Zusammenhang scheint man in der EU momentan eher auf dem Rückzug zu sein. Immerhin hat jetzt der neue deutsche Botschafter in Moskau angemerkt, dass die diplomatische Beziehungen wichtig und notwendig sind. Vielleicht kann er es seiner Außenministerin beibringen.

Schlussbemerkung:

Was die russische Witze über die Öffnung des Fensters nach Europa durch Peter I und Schließung dieses Fenster durch Putin angeht, so erkennt man russischen Humor. Bloß muss der Autor aufpassen, der Humor ist nicht unbedingt länderübergreifend. In diesem Fall, falls der Autor in der russischen Geschichte aufgepasst hat, so sollte er wissen, dass die Schweden eventuell weniger über die Öffnung des Fensters amüsiert sein werden. Dies dürfte auch für einige Ukrainer gelten, die Masepa als ukrainischen Held gerne sehen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.08.2023 13:34).

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