Gast (16461) schrieb am 20.08.2023 15:58:
Lissabon bis Wladiwostok - ein Vorschlag Putins.
Darauf folgten aber keine Aktionen sondern zusammen mit USA und UK weitere geopolitische Interventionen oft auch gegen Russland bzw. russische Interessen.Nur allein bei Putin das Problem zu suchen greift zu kurz.Die Verantwortung Europas, sich von den USA zu emanzipieren besteht weiterhin.
Genau das ist der Punkt. Europa, also als Kontinent, muss sich emanzipieren von den USA und darf sich auch nicht "klein machen" vor Russland. Ich begreife sowieso nicht, wieso ein 700M schwerer Kontinent und ein 500M schwerer Staatenbund den Duckmäuser vor den USA (350M) spielt, obwohl wirtschaftlich deutlich überlegen. Russland ist noch eine gute Nummer kleiner (180M) und wirtschaftlich hat es noch viel Spielraum nach oben dank seiner Bodenschätze.
Mein persönlicher Wunsch ist, dass Europa sich neu erfindet. Die EU wird ersetzt durch eine demokratisch legitimierte "Europäische Föderation" mit den Menschenrechten in der Präampel. Diese EF ist kein Wirtschaftsraum mehr, sondern ein Bund souveräner Staaten mit gemeinsamen Zielen und Interessen. Darunter zählen u.a. wirtschaftliche Eigenständigkeit, diplomatische Integrität und eine Politik des Ausgleichs mit anderen Mächten in der Welt. Um das alles zu sichern benötigt es aber auch eine Verteidigungsarmee, denn die NATO ist keine Option. Die USA hat wiederholt bewiesen, dass sie nur ihre eigenen Interessen verteidigt und nicht das ihrer Verbündeten. Das macht aber die NATO aus europäischer Sicht uninteressant.
Russland? Wird entweder Teil der EF oder bleibt ein eigenständiger Block. Rein wirtschaftspolitisch betrachten wäre es aber ungemein attraktiv, Russland aufzunehmen. Großer Vorteil wäre hier auch, dass eine solche Mitgliedschaft die Sicherheitsarchitektur in Europa festigen würde und ein Konflikt wie der gegen die Ukraine keine Grundlage mehr hätte. Auch hier wieder ist ein möglicher Grund für den Krieg die potentielle Mitgliedschaft in der NATO zu suchen, welche in Moskau als Bedrohung empfunden wird.
Meine persönliche Meinung ist sowieso: man kann einen Feind nur vollumfänglich besiegen, wenn man ihn zum Freund macht. Wir hatten 30 Jahre dafür Zeit, den Kalten Krieg in die Mottenkiste der Geschichte zu schmeißen, haben nur 20 Jahre davon einen halblebigen Job gemacht und die restlichen 10 Jahre wieder die Furcht vor den Roten aufleben lassen. Tja. Viele Ukrainer und Russen bezahlen für diese Eselei mit ihrem Leben.