Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass Russland sehr weit davon entfernt ist, von Feinden eingekreist zu werden. Und selbst wenn das so wäre: Russland hätte immer die Mittel, um sich zu verteidigen. Wenn nicht Russland,, wer dann?
Die Bedrohung ist nicht militärisch, sondern politisch. Eine Ukraine mit bürgerlichen Freiheiten, einer gewählten Regierung und einer starken Opposition, ein Brudervolk dass sich aus der Umklammerung löst und die Fixierung auf eine angeblich ruhmreiche Vergangenheit nicht teilt, das darf keinen Erfolg haben. Denn dann gäbe es auch für Russland eine Alternative zur Autokratie. Auch die Sowjetunion wurde nicht militärisch besiegt, sondern brach politisch in sich zusammen. Das ist das Trauma, dass Putins Lebensthema geworden ist. Alle anderen Völker, inklusive der Ukrainer, sahen im Ende der Sowjetunion eine Befreiung, nur für die Russen war es angeblich die größte Katastrophe ihrer jüngeren Geschichte.
Mal im Ernst: werden die Menschen in Russland etwa nicht ausgebeutet? Gibt es nicht gerade dort absurden Reichtum neben extremer Armut? Die Verbindung von Reichtum und politischer Macht ist noch viel größer und intransparenter als im Westen. Der Herrschaftsanspruch Russlands leitet sich nicht aus einem besser funktionierendem System, sondern rein aus militärischer Überlegenheit ab.