Ein Dank an den Autor, daß der Begriff "Dekolonisierung" konsequent zwischen Anführungszeichen steht. Denn wenn der "Werte-Westen" so einen Begriff raushaut, dann kann man sicher sein, daß das Gegenteil dessen gemeint ist, was er vordergründig transportiert.
Im schönsten orwellschen Neusprech ist hiermit nämlich die Zerschlagung des "russischen Imperiums" gemeint - das kein solches ist, denn die russische Föderation ist bereits ein föderaler Vielvölkerstaat, zu dem sich in die Autonomie entlassene Regionen und Staaten nach dem Zerfall der Sowjetunion auf diese und jene Weise, mehr oder weniger aus freien Stücken, aber gewiß nicht durch Kolonisierung zusammengeschlossen haben - um die Einzelteile handhabbarer zu machen, permeabel für und kolonisierbar durch westliches, d.h. angelsächsisches Kapital; der Begriff meint nicht "Befreiung von einem Joch", sondern Unterjochung durch eben dieses Kapital. Flankierend dazu soll die Art von "Demokratie" eingeführt werden, die das Kapital stützt und ihm dient, seit in Nordamerika die "älteste Demokratie der Welt" etabliert wurde.
Die Nachfahren der Kolonen auf der Mayflower sollten sich einmal fragen, ob ihr "land of the brave and home of the free" jemals dekolonisiert wurde. Gut, sie haben sich vom obersten Kolonialherren, der britischen Krone emanzipiert, aber kolonisierten seitdem lustig weiter bis zum heutigen Tage, und weil das Territorium Nordamerikas auskolonisiert ist, fahren die mit dem Unfug weltumspannend fort, bis zum heutigen Tage.
Aber es gibt Hoffnung. Die Oberhäupter - mehr oder wenig demokratisch oder anderswie legitimiert - von Staaten, die 85% der Menschheit umfassen, schließen eben diese Staaten zu Bündnissen zusammen, die den US-Amerikanern bzw. deren "powers that be" mehr oder weniger diplomatisch zu verstehen geben werden, daß es an der Zeit ist mit diesem Quatsch aufzuhören - "or else". Dann wird nämlich die USA "dekolonisiert". Und das sind gute Aussichten!