Jetzt also anlässlich eines Artikels über die Zerstückelungspläne von westlichen Denkfabriken und Organisationen für Russland, die mit der politischen Klasse der USA, Großbritanniens, Deutschlands usw. zusammenarbeiten und deshalb die Absichten der westlichen politischen Klasse widerspiegeln, heftige Empörung der Russlandgeneigten, sonst gibt es hier im Forum v.a. laute Empörung der USA/GB/D/NATO/EU/Geneigten über den russischen Krieg in und gegen die Ukraine.
Diese falschen, weil den eigenen Interessen widersprechenden Identifikationen, versperren den Blick auf das Wesen von Hegemonialkonflikten in kapitalistischer und damit auch nationalstaatlicher Konkurrenz. Es ist doch klar, dass es diese Zerstückelungspläne in der politischen Klasse des Westens gibt. Es geht schließlich um eine Schwächung und letztlich eine Zerstörung der atomar-militärisch (je nach Einschätzung) zweit-oder drittstärksten staatlichen Macht auf diesem Planeten und zwar im Interesse der USA und im Interesse einiger europäischer Staaten in deren Schlepptau. Es wäre nur verwunderlich, wenn es diese Pläne nicht gäbe.
Es ist ebenso klar, dass sich die atomar-militärisch zweit-oder drittgrößte Weltmacht, also Russland, gegen diese Zerstückelungspläne wehrt und ihrerseits versucht in die Offensive zu kommen, um wenigstens den Status einer regionalen Hegemonialmacht zu erhalten. Zu diesem Zweck führt Russland einen klassischen Krieg gegen einen Nachbarstaat, damit dieser nicht in den Herrschaftsbereich des Westens durch Beitritt zur NATO und zur EU gerät.
Nichts daran ist erstaunlich - weder an den US-/NATO-Plänen und -handlungen noch an denen Russlands. (Zum genaueren Verständnis müsste hier eine fundierte Einschätzung des unterschiedlichen Hegemoniepotenzials erfolgen, über das die USA und Russland verfügen und deshalb unterschiedlich agieren. Das würde den Umfang des Beitrags sprengen, aber vielleicht kann wenigstens drauf gehofft werden, dass beide Seiten der Falsch-Identifikation den gewaltigen Unterschied des Potenzials auch ohne nähere Erläuterung einigermaßen ähnlich sehen können.)
Der Grundfehler besteht darin, gleichgültig ob man Zwangsstaatsbürger und deshalb Untertan in den USA, in GB, D usw. oder in Russland, der Ukraine usw. ist, sich mit dem Staat, wie aktuell besonders schmerzlich oder tödlich viele ukrainische und russische Männer erfahren haben und noch erfahren werden, zu identifizieren und dessen Geschäft und Strategie in nationalistischem Selbstmissverständnis nicht nur zu unterstützen, sondern auch noch lauthals zu fordern, dass er seine hegemoniale Machtstrategie in extrem scharfer Form exekutieren soll.
Zweckmäßig und sinnvoll zugleich ist nur eine Abkehr von der nationalistischen Identifikation mit dem Staat, in dem man lebt und der über jeden einzelnen Staatsbürger verfügt (bis hin zur Verwertung des Lebens seiner Staatsbürger) und eine Hinwendung zur Identifikation mit den Lohnabhängigen und Kleinunternehmern oder wenigstens mit der Natur bzw. dem Planeten als Lebensgrundlage für alle Menschen, denn weder die Masse der weltweit Lohnabhängigen und Kleinunternehmer kann - außer in nationalistischer Verblendung - Interesse an Kriegen haben und müsste im eigenen Interesse das "System", in dem Hegemonialkonflikte zu den Hauptbestandteilen gehören, rundweg ablehnen.