Was mir an dem Artikel fehlt...

... ist der entscheidende und wichtige Hinweis darauf, wie und ob die Dekolonisierung denn vom Westen vorangetrieben werden wird. Dass es ein paar Leute in Vergangenheit und Gegenwart gibt, die so etwas fordern, ist mir schon klar, aber im Hinblick auf den Ukrainekonflikt ist mir das einfach zu wenig.
Wenn ich in der russischen Geschichte seit 1991 so herumkrame, dann sehe ich dort dutzende von Staaten, die sich von der russischen Föderation dekolonisiert haben bzw. wollten und es sind 100.000 tausende in diesen Jahren in Rahmen von Bürgerkriegen und russischen Interventionen getötet worden.
Auffällig für MICH war, wie sehr sich der Westen in der Regel bei diesen Dekolonisierungsversuchen herausgehalten hat! Und zwar ganz offensichtlich mit Rücksicht auf Putins Interessen, im Gegenzug für die Warschauer Paktstaaten und das Baltikum.
Und was ich auch hervorheben möchte:
Welcher Ex-staat des Warschauer Pakts und der Sowjetunion zeigt heute irgendeine Tendenz wieder "heim ins Reich" zu wollen. Die meisten dieser Staaten garantieren ihren Bürgern heute einen deutlich höheren Lebensstandard, deutlich mehr Demokratie und deutlich mehr Rechtsstaatlichkeit. In Belarus konnte Lukaschenko mit Putins Hilfe gerade noch soeben den Willen der Bürger nach mehr Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Lebensstandard verhindern... ...in der Ukraine kam Putin zu spät.

Ich persönlich unterstütze grundsätzlich jeden Bürgerwillen nach mehr Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Lebensstandard... ...und ich sehe auch bei den verantwortlichen westlichen Regierungen der letzten 30 Jahre nichts anderes, als diesen Bürgerwillen zu unterstützen und zu fördern.
Etwas Verwerfliches oder Bedrohliches kann ich darin NICHT erkennen, auch nicht, wenn sich demokratisch frei gewählte souveräne Staaten, die auch jahrzehntelang von RU als soche anerkannt wurden, um EU und/oder Natomitgliedschaften bemühen.

Die Menschheitsgeschichte zeigt, dass große Reiche wie das heutige China und RU immer irgendwann gewaltsam untergegangen sind.
Ich sehe derzeit in keinster Weise, dass RU oder China gewaltsam zum Untergang gezwungen werden sollen!!
ICH sehe vielmehr russische Soldaten in der Ukraine, die überwiegend selber nicht sagen können, warum sie dort den Kopf hinhalten sollen, als Besatzer in einem souveränen Staat, mit völkerrechtlich anerkannten Staatsgrenzen, regiert von einer demokratisch gewählten Regierung von Bürgern, die sich nach mehr Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Lebensstandard sehnen...
... und schließe daraus messerscharf für mich, dass es sich bei dem Ukraineüberfall keineswegs um die gewaltsame Dekolonisierung Ru`s handelt, sondern um die gewaltsame Aufrechterhaltung eines Kolonialreiches ohne Rücksicht auf deren Bürger.

Ich könnte mich hier ja darüber wundern, warum man das nicht genauso sieht, aber ich hab schon klargekriegt, dass viele hier gar nicht klarhaben, dass sich "Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Lebensstandard" gleichermaßen bedingen... ...wenn man sie dann auch alle 3 wollte!

Warum es dann aber einige Mitbürger im "dekadenten und wohlstandsverweichlichten D." aber mit Putin halten, der ihnen garantiert weniger Demokratie, weniger Lebensstandard und weniger Rechtsstaatlichkeit geben wird, als sie derzeit haben, entzieht sich MEINER Ratio vollständig!
Wahrscheinlich meint er genau diese Zeitgenossen mit seiner Titulierung, und kann sich sogar herausnehmen, sie einerseits derart zu beleidigen, und sich andererseits trotzdem ihrer vollsten Unterstützung sicher zu sein !!