Die Sache mit den Rohstoffen sehe ich genauso. Zu ergänzen ist aber, dass Substitution nur im Rahmen bereits vorhandener Kapazitäten stattfinden kann. D.h. wenn es Nickelbergwerke oder Staaten mit Ölvorkommen gibt, die ihre Kapazitäten nicht voll fahren, nur dann ist Substitution möglich ohne Produktionskapazitäten zu schließen und damit Kapital zu vernichten. Das Gleiche gilt für die Verhüttung und die Herstellung von Vorprodukten, als die die Rohstoffe dann exportiert werden - es nützt nichts bspw. ein nicht 100% seiner Möglichkeiten förderndes Nickelbergwerk zu haben und keine Verhüttungskapazität.
Der Aufbau neuer Kapazitäten dauert mehrere Jahre und das hält keine Firma ohne, dass sie ihr Geschäft zurückfährt durch. Unter dem Strich wird also weniger Reichtum produziert werden, je gründlicher das Embargo durchgesetzt wird. Das ist auf der anderen Seite ein Gegensatz, den Staaten ersteinmal mitmachen müssen. Sie müssen also bereit sein der Ansage der USA in Sachen Weltordnung ihren nationalen Reichtum opfern zu wollen. Das birgt enorm viel Sprengkraft für die Koalition der Willigen und setzt die Konkurrenz um die Verteilung des Schadens in Gang (die Ausfälle sollen möglichst nicht in der EU stattfinden etc...) Und diese Konkurrenz ist dann einfach nur die Konkurrenz um Rohstoffe auf dem Weltmarkt und macht Russland immer als Lieferanten attraktiv d.h. setzt die Frage des Ausscherens aus der Sanktionsfront für alle Staaten auf die Tagesordnung. Viele machen die Sanktionen ja nichteinmal mit.
Bzgl. Brent vs. Ural. Ural ist ein sauers Öl (höherer Schwefelanteil). Um das verarbeiten zu können muss man die Raffinerien ein bisschen umbauen (beim Cracken muss mehr Schwefel entzogen werden). Bzgl API gravity (Schweregrad des Öls) liegen Ural und Brent nicht so weit auseinander (Brent und WTI haben glaube ich was um die 38, sind also gerade so Leichtöle und Ural hat 32, ist also ein "mittelschweres" Öl).
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