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  • Artur_B

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2004

Imperialismus muss man können

Zu Lenins Zeiten waren es die klassischen Industrieländer, die dazu in der Lage waren. Sie bildeten in seiner Sicht die Metropole, um die es eine Peripherie und ganz außen eine Dritte Welt gab. Eine Dreiteilung, die bis heute nicht aufgehoben wurde und laut Lenin ist dies auch gar nicht möglich, denn der Kapitalismus basiert eben immer noch auf Ausbeutung, die er internationalisiert und hiermit in den Metropolen etwas entschärft hat.

Lenin ist auch bei Linken kaum noch bekannt, aber seltsamerweise hat ihn das Kapital gelesen. Die Konkurrenz der Metropol-Kapitale werde gesetzmäßig zu Kriegen zwischen diesen führen, so Lenin. Um dies auszuschalten, schlossen sich die Staaten der Metropole nach dem Krieg zur NATO zusammen, welche es tatsächlich geschafft hat, seit 68 Jahren alle Kriege der Metropolstaaten untereinander zu verhindern. Das ist ihr Hauptzweck und in diesem Sinne ist sie durchaus friedensstiftend. Wird gern übersehen.

Zweite Funktion: in einem Land, das der NATO angehört, schützt diese den Invest der Metropole. Diesen Schutz wollte das Westkapital haben, bevor es sich in den Osten wagt, was dann ja passiert ist. Russisches Kapital hingegen ist da ungeschützt und mit flankierender russlandfeindlicher Propaganda bekommt man die Russen aus dem Land. Beispiele sind Polen und das Baltikum. Aber ach, dieser Orban. Jetzt kann man natürlich fragen, ob Russland nicht selbst zum Imperialisten geworden wäre, wenn die NATO nicht gekommen wäre. Aufgrund der Verflechtung aus der Ostblockzeit hatten sie da einen Vorsprung. Sagen wir mal: wahrscheinlich. Aber die Frage ist eben inzwischen rein akademisch. Die NATO hat Tatsachen geschaffen.

Den ganzen Konflikt hätte man sich ja ersparen können, wenn man Russland in die NATO aufgenommen hätte. Aber nein, das wollte man nicht. Ihr bleibt schön Peripherie und weiter hinten dann Dritte Welt. Exakt der Platz, den man Russland schon zu Lenins Zeiten zubilligen wollte. Die Unzufriedenheit mit dieser Zurücksetzung war dann einer der Gründe für das Entstehen der Sowjetunion.

Hatte das alles bis dahin einigermaßen geklappt, so scheiterte es in der Ukraine komplett. Die Umstellung der Wirtschaft auf westliche Normen ist nach acht Jahren nicht im Geringsten gelungen. Die Investoren aus dem Westen kamen nicht, weil sie keinerlei Rechtssicherheit in einem Staat hatten, in dem die Nazis das Gewaltmonopol haben. Alle mit Russland verbundenen Schlüsselindustrien gingen bankrott. Nebenbei gehören die ukrainischen Atomkraftwerke eigentlich Rosneft, werden aber derzeit mit Brennstäben von Westinghouse gefahren. Was hochgefährlich ist.

Da nun ist der NATO-Imperialismus schwerstens in die Sackgasse gekommen. Warum Putin ihm jetzt mit seinem Krieg aus der Patsche hilft, ist aus dieser Sicht schwer verständlich. Genau das aber tut er.

Gruß Artur

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