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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

geopolitischer Analphabetismus

Natürlich gibt es niemanden in Russland, der oder die nicht weiss, was der Euphemismus 'Spezialoperation' bedeutet. Für wie blöd kann man Russen halten? Angriffskriege sind völkerrechtlich verboten, also nennt man sie anders, eine auch im Westen verbreitete Taktik. Der Angriff auf Serbien wurde offiziell auch nicht Krieg genannt, die Bush-Regierung erfand den Ausdruck 'feindlicher Kombatant', um sich nicht an Regeln für Kriegsgefangene halten zu müssen.

Cieslinski beschreibt in ihrem Text die Nöte einer Schicht neoliberal sozialisierter junger Russen, die den westlichen Schalmeien erlegen sind und dazu neigen, dessen Propaganda weitestgehend zu vertrauen, den Wertediskurs zum Nennwert zu nehmen. Geopolitische Analphabeten, wie es sie auch im Westen in grosser Anzahl gibt, die den moralistischen Argumentationen vertrauen. Eventuell werden diese Menschen nach und nach ausnüchtern, wenn sie wie Ai Wei Wei schliesslich erleben, dass der Verlogenheitsgrad westlicher Regierungen sich mit dem der russischen bzw. in seinem Fall der chinesischen durchaus messen kann.

Wie in den usa ist das Vertrauen in den Staat aufgrund leidvoller Erfahrung auch in Russland niedrig, die westliche Hochglanzwelt spiegelt eine wahrhaftigere, verlässlichere Alternative vor. Nun aber feiert der Kriegschauvinismus im Westen Urständ, alles Russische wird ausgespuckt, als wäre es giftig. Das trifft auch alle gewöhnlichen, weitgend apolitischen Bürger. SIM-Karten-Diskriminierung ist ein noch harmloses Indiz dafür.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.04.2022 18:40).

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