Es ist grundsätzlich Skepsis gegenüber allen Zahlen aus russischen Quellen angebracht. Ein Beispiel dafür sind die Rüstungsausgaben, die vor dem Krieg angeblich nur 20% über den deutschen lagen - mit der fünffachen Mannstärke und extrem teuren Atomstreitkräften. Die Sanktionen sind ein Politikum, es ist fraglich ob Russland ehrlich darüber berichten würde, wenn sie denn Erfolg hätten. Eine von der Regierung unabhängige Statistikbehörde gibt es in Russland selbstverständlich nicht.
Der große Außenhandelsüberschuss ist kein Ausweis wirtschaftlicher Stärke und eher ein Zeichen, dass die Sanktionen eben doch wirken. Er spiegelt den Einbruch beim Import und nicht eine wachsende Exportstärke Russlands wieder.
Beschäftigungs- und Lohnzuwachs sind Kriegseffekte. Das Angebot an Arbeitskräften wird verknappt, denn die Armee zahlt extrem gut, jedenfalls solange der Empfänger am Leben ist. Da bleibt den Betrieben nichts anderes übrig, als ebenfalls besser zu zahlen, wenn sie ihre Leute halten wollen. Durch die Demografie hatte die russische Wirtschaft schon vorher Personalsorgen, das hat sich jetzt verschärft. Dazu kommt, das es in manchen Branchen (z.B. IT) einen erheblichen Exodus ins Ausland gibt.
Das Wachstum geht vor allem auf die Aufblähung des MIK zurück.
Insgesamt ist die russische Abhängigkeit vom Ölexport noch stärker geworden. Öl ist aber wohl kaum eine Zukunftsbranche, wo noch großes Wachstum zu erwarten ist. Alle anderen Ölstaaten verwenden ihre Einnahmen, um eines Tages auch ohne Öl gut dazustehen. Russland verpulvert sie in einem unprofitablen Kriegsabenteuer.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.03.2024 10:59).