Ja, ja, ja und nein.

Hat Präsident Putin von Beginn seiner Herrschaft an auf diesen Moment hingearbeitet? Zeigt er jetzt sein wahres Gesicht? Will er die Sowjetunion wiederherstellen? Sind als Nächstes das Baltikum, Polen und Moldau dran? Stehen russische Truppen übermorgen wieder vor dem Brandenburger Tor in Berlin?

Ja, kann man bei ihm alles nachlesen.

Aus welchen Motiven handelt er? Machtgier? Unstillbarer Hass auf den Westen und seine Werte? Will er als "Wladimir der Große" in die Geschichte eingehen? Bekommt er den Hals nicht voll? Ist er etwa krank? Realitätsblind? Größenwahnsinnig? Am Ende gar verrückt?

Ja, Altemännerproblem.

Verteidigt die Ukraine unter Wolodymyr Selenskyj nicht nur das eigene Land, sondern vielmehr heldenhaft unsere westlichen Werte? Die Freiheit Europas? Uns?

Ja, wider Willen, er hätte es vermutlich lieber gesehen, dass wir uns schon vor langer Zeit selbst darum gekümmert hätten.

Auf der langen Straße bis zu dem Punkt, an dem wir heute stehen, hat es zahlreiche Kreuzungen, viele potenzielle Abbiegungen gegeben, bei denen die Geschichte einen ganz anderen Verlauf genommen hätte, hätte der Westen rechtzeitig russische Sicherheitsbedürfnisse respektiert.

Nein, es gibt keine russischen Sicherheitsbedürfnisse, es gibt Putins Sicherheitsbedürfnisse, und dazu kann kein Tisch lang genug sein.