Die Afghanen haben sowohl die alte Sowjetunion als auch das Militärbündnis der USA letztlich besiegt, nur um mal ein Beispiel aus einer Vielzahl zu benennen. Da hat sich die Gegenpartei nicht gefreut, aber man hat sich nicht nachhaltig in Eskalationen hereingesteigert, wie es heute zum guten politischen Ton zu gehören scheint.
Was sich halt geändert hat ist der begleitende Sound der politischen Interpretation zu diesen Konflikten. Für Deutschland hat sich das erstmals angedeutet, als es hieß wir werden nun am Hindukusch verteidigt, was sich unlängst zu "wir müssen wieder kriegstüchtig werden" gesteigert hat. Auf globalem Level wurde derweil der Ukrainekonflikt zur finalen Entscheidungsschlacht zwischen Demokratie und Autokratie hochgejazzt, was wenn man es so interpretieren will grundsätzlich keinen Ausweg aus der Konfliktspirale zulässt (Russland darf nicht gewinnen). Währenddessen entfleucht aus den Hinterzimmern zunehmend der immer offensichtlichere Mangel an Weitsicht und Konzepten, und zwar letztlich ins Bewusstsein der kritischen Öffentlichkeit, die gleichzeitig aber Doppelwumms, Langstreckenraketen in Rammstein und Aufrüstung der Ostflanke gut finden soll, und noch dazu bitte nicht ob des im Zusammenhang stehenden Abschwungs der Wirtschaft, sowie der steigenen Lebenshaltungskosten zu sehr in Rage geraten darf.
Hinzu kommt, dass die Medien das mindestens sehr einseitig und unkritisch begleiteten, oder gar die Hitze noch steigerten, und zwar nach der Formel je relevanter das jeweilige Medienunternehmen ist, desto mehr schmiegt man sich an. Die Verquickung von Politik und Medien zeichnete sich dabei noch nie so stark ab wie heutzutage, zumindest meinem subjektiven Empfinden nach. Was eigentlich ein längst am offenem Feuer diskutierter Interessenskonflikt sein sollte wird dem Opportunismus des eine Hand wäscht die andere geopfert. Soll noch mal einer sagen, dass es den tiefen Staat nicht gibt.
Im übrigen ist der russische politische Sound zum Thema natürlich nicht weniger bescheuert. Die kreieren die Fälle auch wie es ihnen gerade passt, über die vermeintliche "Befreiung" von Ländern, sowie dem artifiziellem Design von Historie, Unabhängigkeitserklärungen, Refferenden und Bündnissen (wenn diese Gebiete nicht sowieso direkt zu Russland eingemeindet werden), die im Grunde inhärent die Konsequenz tragen, dass sich Russland aufgrund seiner eigenen Definitionen im Resultat regelrecht gezwungen sehen muss, sich stärker bedroht zu fühlen als zuvor.
tldr; es besteht nirgendwo noch politisches Interesse einen lokalen Konflikt als das zu betrachten was er ist. Konflikte werden amplifiziert einzig aufgrund politischer Machtinteressen und globaler Verteilungskämpfe zwischen den größten Playern. Otto Normal soll diesen Perpsektivwechsel bitte trotzdem gut finden.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (29.09.2024 15:52).