fuckup2 schrieb am 07.10.2022 22:52:
Dass Russland ein schwarzes Loch ist, hast Du gut erkannt. Aber dass Russland nochmal ein relevanter Ankerpunkt sein wird, davon ist nicht auszugehen.
:( Ich glaube, Du hast nicht verstanden meine Assoziation bzw. Metapher. Ich denke eben NICHT, dass Russland ein Schwarzes Loch hat. Schwarzes Loch steht für einzigartige kulturelle Identität. Sie sind schon wesentlich früher (in Vergleich mit Kapitalismus) entstanden. Die grobe Umrisse geben die Weltreligionen (und vielleicht Afrika und andere entlegene betreffend auch Naturreligionen könnte mitsspielen). Letztendlich auch Westen wurzelt sich im Antike und Rom, in dem eine judische Religion internationaliert wurde. Ähnlich übrigens mit Buddhismus, das eine internationale Version/Mutation des Hinduismus darstellt.
Nicht jetzt zu viel in das Thema zu vertiefen, Russland stellt eine Abspaltung des Westens (die übrigens schon in der Spaltung des frühen Christentums sich begann). Sie HATTE ein Schwarzes Loch im Sinne des Kommunismus einmal geschafft. Wir wir wissen, gibt es nicht. Ob es (das SL) ganz geschlossen wurde oder evtl. dem China-Model sich annähert, wage ich nicht prognostizieren. Ebenfalls ist es jetzt ein kapitalistisches Land, das von Westen, zu dem Teil sich Russland kulturell anordnet, abgelehnt wird. So wird es in absehbare Zukunft allein in einem globalen Kommunikationsnetz getrieben. Fast alle Kommunikation mit Westen ist abgekappt. Enttäuschung ist so groß, dass mindestens für nächstes Jahrhundert wird Aufmerksamkeit und Interessen (daher auch kulturelle Einflusse von dort) Russlands nach Süden gerichtet. Die Ära des Peters des Großen, was die kulturelle Ausrichtung Russland betrifft, scheint abgeschlossen zu sein.
Auch mit "dem Ankerpunkt" meine ich was anders gemeint. Es schwebt mit eher das Verständnis eine Stabilisierung. Warum wohl die Schiffe nutzen den Anker. Um sich in einer Strömung zu stabilisieren. So hatte ich eben gemeint. Wenn s.g. "die Galaxien" geraten in eine Strömung, dann könnte Russland ein "Anker" spielen.
1960 gab es 3 Mrd. Menschen auf der Erde. Davon lebten 205 Millionen in der UDSSR. Weitere 100 Millionen im Ostblock. Damit wurden 10% der Weltbevölkerung mehr oder minder direkt aus Moskau gesteuert.
2050 werden in Russland noch 130 Millionen Menschen leben. Die Weltbevölkerung wird mit 9,7 Milliarden Menschen prognostiziert. Damit werden gute 1,3% der Weltbevölkerung aus Moskau gesteuert werden.
Es ist alles richtig, was Du hier beschreibst. Ich denke allerdings dabei an Bodenschätze. Es ist eben Glück und Fluch dieses Landes. Und ja, auch die Achtung, die Russland vielerorts außerhalb der Westen geniesst. Und , wo es nicht genießt, die Lände sind nicht dumm. Sie nicht nur warten ab um zu sehen, wie der Kampf ausgeht. Sie untergründlich wehren sich, wenn auch äußerlich nicht zeigen.
In diesem Zusammenhang erinnere ich an eine Szene aus eine Western-Klassiker (leider Namen erinnere ich nicht). Es geht um einen Indianer, der arbeitete im einem Herrenhaus. Ein scheinbar loyale Mitarbeiter. Im Grunde war es eine Nebenrolle, eigentlich eine Statistenrolle. In dieser eindrucksvollen Szene, wann sein Herr von dem Helden des Filmes getötet wird, geht er aus dem Haus, reist seine westliche Kleider von sich ab, spuckt af den Getötenen und schweigend geht vom Hof weg in Richtung Indianer. Also warten wir ab, wir werden sehen, wieviel unsere loyale Unterstützer aus Nicht-westlichen Welt werden unsren Hof verlassen, sobald der Schiff beginnt zu sinken...
Du hast vermutlich nicht verstanden, dass jedes erfolgreiche Imperium nur durch embrace extend extinguish groß geworden ist. Die von Dir beschriebene Ablehnung gibt es so nicht. Jedoch extinguish.
Auch hier habe ich wohl nicht richtig ausgedruckt. Es geht weniger um Kulturen (Diversität schreiben wir doch auf der Fahnen hoch), sondern auf kulkturelle Errungenschaften, die anderswo durch Fusion der eigenen Kulturellen Errungenschaften mit der westlichen (allem voran der kapitalistischen Ökonomie) entstanden. Allen voran das China... Aber auch Russland, das nach Jahren des ungebremsten Kapitalismus unter Jelzin dem unkontrollierten Ausverkauf der Bodenschätze ein Ende gesetz hatte. DIES und nicht anders ist der Grund für Ablehnung des Russlands. Es geht doch NICHT um das Kaufen-Verkaufen, es geht um das Vereinnahmen, in dem sowohl Schätze als die Devisen in Ausland fließen... Wie gesagt Bodenschätze ist ein Glück, kann aber auch Fluch werden.
Wie erfolgreich die USA mit der Strategie sind, kannst Du daran ablesen, dass denen immer Kulturimperialismus vorgeworfen wurde und z.B. die Kinder der Russen oder Chinesen selbstverständlich in Europa oder den USA studieren.
??! Chinesen schickten ihre Leute zum Studieren in Westen, da wissenschaftlich waren eher in 19 Jahrhundert. Die Russen hatten und hoffentlich noch haben sehr gutes Bildungssystem. Wusste ich auch nicht, dass es hierzulande ein Ansturm der russischen Studienden gab. Übrigens hat China schon längst mit Bildung eingeholt, unter anderem nicht indem man eigene Leute nach Westen schickt, sondern indem man wissenschaftlichen Persönlichkeiten zum Lehren ins Land holt.
Wenn schon über Kulturimperialismus man sprechen will, dann müsste man über Medien sprechen. Da hätte ich ein Beispiel aus einem Buch, das eine Studie über NGOs und Medienentwicklung auf der ehem. Jugoslavien Territorium darstellt. Interessante Zahlen. Z.B. Kosovo, ein Land in der Größe mit Saarland vergleichbar) hat die größte Radiodichte in der Europa(!): 80 lokale und 4 überregionale Radiostationen, 23 örtliche TV-Sender und drei Landesweite TV-Sender. Von wem meinst Du werden sie alle finanziert?! Und meinst Du, es bleibt kulturell ohne Folgen?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.10.2022 13:43).