Das System ist (anders als es der Autor vermutet) nicht primär gegen AWACS oder Stealth-Kampfflugzeuge gerichtet.
Russland hat mit seiner "Satan" eine Interkontinentalrakete entwickelt, die im Prinzip eine weltraumgestützte Nuklearwaffe darstellt - und vermutlich dabei festgestellt, dass es selbst gegen diese neue Art von Waffen keine Abwehr hat. Das wird der Ursprung der Entwicklung gewesen sein.
AWACS dagegen erfordert - wie der Autor schon festgestellt hat - einen "sicheren" Luftraum. Ohne diesen kann es nicht operieren, da es sich faktisch um ein Verkehrsflugzeug handelt, das bestenfalls durch seine Größe gegen Treffer mit kleinen Flugabwehrwaffen geschützt ist. Die Reichweite einer S-500 gegen die (Radar-)Reichweite eines AWACS gegenzurechnen ist aber zu naiv: Im Kriegsfall würde man eben kein AWACS so nah an der Front stationieren, dass es Schaden nehmen könnte. Da westliche Kampfflugzeuge auch über Datenlinks und einer Relais-Kette aus weiteren Flugzeugen mit einer in größerer Entfernung fliegenden Operationszentrale kommunizieren können, würde man erst einmal versuchen den Gegner zu blenden (durch Zerstören dessen Radaranlagen). Das wäre bei einem Krieg der NATO mit Russland nicht eine 3-Tages-Operation wie das z.B. im zweiten Irak-Krieg gelang, aber Israel hätte man auch nicht zugetraut, gegen einen vorbereiteten Gegner in einer einzigen Nacht dessen komplette Luftabwehr zu zerstören.
Zu der These, die Tarnfähigkeit der F-22 oder der F-35 sei durch China oder Russland gebrochen worden:
1. Niemand hat behauptet, die Flugzeuge seien auf dem Radar komplett unsichtbar. Realistischerweise wird aber die Erkennungsreichweite der Radare durch den geringen Radarquerschnitt eines Stealth-Flugzeugs drastisch verkürzt, damit sinkt auch die Vorwarnzeit erheblich. Wenn der Radarquerschnitt nur 1% eines anderen Typs beträgt, sinkt die Erkennungsreichweite auf ca. 15 - 30%, je nachdem, wie gut die Radarantennen bündeln.
2. Im "Normalbetrieb" ist ein Stealth-Flugzeug in einem (zivil) kontrollierten Luftraum eine Katastrophe. Daher sind F-22 und F-35 im Frieden über Europa ortbar, indem sie nämlich Radarreflektoren mitführen, die die Stealth-Eigenschaften aufheben. Die werden im Kriegsfall natürlich "daheim gelassen". Muss man Manöver fliegen, dann hat man sehr schnell Flugverbotszonen die z.B. ganz Norddeutschland umfassen.
Zur Bekämpfungsreichweite einer S-500 gegen Flugzeuge wäre noch zu sagen, dass es sich dabei um "Brutto-Reichweiten" handelt. Fliegt das Ziel Ausweichmanöver, dann reduziert sich die Reichweite teilweise sehr extrem.
Mit der Reichweite erhöht sich auch das Kampfgewicht der Rakete: Die Rake muss schneller sein, das erhöht wiederum die Treibstoffmasse. Das dürfte auch der Grund sein, warum jetzt ein Starter nur 2 S-500-Raketen statt sonst 4 S-300 oder S-400 tragen kann.
Zur Kapazität der "Oreschnik": Die 36x 100kg dürften illusorisch sein. Die Rakete wird keinen Nutzlast von >3.5t tragen können. Auf dem gegen Dnipro verschossenen Testmuster waren 6 Gewichtskörper montiert, die evtl. je 100kg Nutzlast dargestellt hätten. Im Moment ist es komplett unklar, ob es überhaupt nichtnukleare Sprengköpfe für Mittel- oder Langstrecken-Raketen gibt; da man die Waffe bereits vor oder kurz nach dem Abschuss bekämpfen müsste wäre auch nur die Aktivierung des Systems vom Gegner sofort als ein potentieller Atomschlag interpretierbar, entsprechend müsste dieser Gegenmaßnahmen einleiten - wenn er die Waffe nicht schon vor dem Einsatz zerstören könnte, würde er ggf. sofort das auslösen, was sein atomarer Zweitschlag werden soll. Russland wird sich also hüten solch eine Waffe auch nur 1x in einem Krieg mit der NATO zu aktivieren, und die NATO wird ihrerseits in einem potentiellen Konflikt versuchen, so schnell wie möglich solche Waffen zu zerstören. Ich hoffe nur, dass es nie soweit kommen wird.