Kazuko schrieb am 15.12.2024 09:59:
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Eine beliebte Technik der Manipulation ist das Schwarz-Weiß-Denken, auch dichotomes Denken genannt. Ich zitiere aus Wikipedia: „In der Klinischen Psychologie steht Dichotomie für ein absolutes Denkmuster und eine kognitive Verzerrung, bei dem eine Person Dinge nur in zwei extreme Stufen bzw. Kategorien unterteilt und ignoriert wird, dass sich dazwischen noch eine Skala von Graustufen befindet.“
Diese genannte Skala an Graustufen anzuerkennen und zu verstehen (auch Zusammenhänge zu verstehen), ist der erste Schritt zu einer ausgewogenen Meinung, zu politischer Weitsicht, vernünftigem Handeln und letztlich zu einem friedlichen Miteinander. Hochkomplexe Themen wie Geopolitik oder Wirtschaft in ein Richtig und Falsch oder Gut und Böse einzuteilen, ist also entweder manipulativ oder dumm – oder beides. Denn wie sagte Daniela Dahn so treffend: "Wenn Vernunft auf ein Interesse stößt, ist es immer wieder die Vernunft, die sich blamiert."
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Manipulationsgefahr und Erkenntnisgewinn - doch wenn soll das betreffen?
Die Spitzenpolitiker?
Die Berater der Spitzenpolitiker?
Die an Politik interessierten Bürger?
... Oder alle Personen auf allen Seiten?
Niemand hat hoffentlich erwartet, daß sich Herr Netschajew als Vertreter der russischen Regierung unparteiisch äußert. Und hoffentlich gehen nicht allzu viele Forenten und Leser davon aus, daß Herr Netschajew's Worte die Wirklichkeit 1 zu 1 abbilden.
Genausowenig gehe ich jemals davon aus, daß Äußerungen von Vertretern der Ukraine-Unterstützerstaaten die Wirklichkeit 1 zu 1 abbilden.
Zitat aus dem Interview:
"Das war im Frühjahr 2022. Und dann gab es einen Entwurf eines Friedensplanes, eigentlich gemacht von der ukrainischen Seite. Und da haben wir sofort gesagt, wir sind damit einverstanden, wir können auf dieser Grundlage verhandeln.
Keine Nato, neutraler Staat, was eigentlich in der Verfassung der Ukraine verankert wurde, noch im Jahre '91. Da haben wir unsere Truppen zurückgezogen. Dann wurde diese Inszenierung in Butscha organisiert, das haben wir schon mehrmals bewiesen."
Schreiben was fehlt:
Damit ein Leser sich informieren und lernen kann, ist ein "kontroverses Interview" erforderlich. Besonders dann, wenn Abläufe von Ereignissen in öffentlichen Äußerungen gegensätzlich dargestellt werden.
Hier beispielsweise die Ereignisse
- Rückzug russischer Streitkräfte aus dem Aufmarschgebiet nördlich von Kiew
- Massaker in Butscha.
Keine kritische Fragestellung, kein Hinweis auf die entgegengesetzte Sichtweise, keine Nennung widersprechender Fakten.
-> War der wirkliche Grund für den Rückzug der russischen Streitkräfte im Frühjahr 2022 möglicherweise die Sprengung strategisch wichtiger Brücken und die Öffnung der Staudämme in Demydiw (25. Februar) und schließlich des Kiewer Meeres (22. März), die einen weiteren Vormarsch der Einheiten Richtung Kiew unmöglich machten?
-> Sind die aktuellen Ermittlungsergebnisse internationaler Ermittlerteams und Forensiker zu den Massakern in Butscha keine Erwähnung wert?
Herr Netschajew hatte einen leichten Interviewtermin: der Interviewer hat sich für die nicht-kontroverse Interviewform entschieden.
Der Leser wird im Regen stehen gelassen ...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.12.2024 14:31).