"Entgegen westlicher Hoffnungen hat sich die russische Wirtschaft im Allgemeinen als recht widerstands- sowie anpassungsfähig erwiesen. Die jährliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts belief sich im Jahr 2023 auf über drei Prozent."
Das GDP-Wachstum ist vermutlich so ungefähr die einzige positive Zahl, die Rußland vorweisen kann. Tatsächlich ist die "Wirtschaft im allgemeinen" auf Talfahrt. Man kann sich darüber streiten, ob es sich um eine echte Stagflation handelt, da es in Rußland keine hohe Arbeitslosigkeit gibt, sondern im Gegenteil dramatische Unterbeschäftigung. Die anderen beiden Merkmale, hohe Inflation und Stagnation aufgrund hoher Zinsen, treffen jedoch zu.
Der Sektor, der in Rußland tatsächlich in ungesundem Ausmaß wächst, ist die Waffenproduktion. Die Ausgaben lagen im letzten Jahr bei 40% des Staatshaushalts, in diesem Jahr sollen sie nochmal um 25% steigen. Der russische Staat wird dann also jeden zweiten Rubel für Waffen und Munition ausgeben - und da sind die Schattenhaushalte noch gar nicht dabei. Das ist kein organisches Wachstum, keine Investition in "die Wirtschaft". Rußlands Waffenindustrie hat im Ausland, nachdem ihre Werbelügen in der Ukraine aufgeflogen sind, erheblich weniger verkauft. Den ganzen Aufwand treibt der Kreml zu einem einzigen Zweck: um die Ukraine zu zerstören. Das ist das Gegenteil einer Investition. Und er kommt bis jetzt mit der Produktion nicht einmal ansatzweise hinterher, die wird schneller zerstört, als sie nachgeliefert werden kann. Die Lager schrumpfen weiterhin deutlich, Rußland muß bei den Musterdemokratien und führenden Industrienationen Iran und Nordkorea zukaufen.
Ein paar Meldungen aus der Wirtschaft außerhalb der Waffenproduktion: Mehrere der größten Konzerne und Banken Rußlands stehen kurz vor der Pleite. Die wahre Inflation liegt irgendwo bei 40%, jedenfalls weit über den gemeldeten 8%. Zinsen von 21% blockieren Investitionen. Von 108 geplanten Passagierflugzeugen wurden in den letzten drei Jahren ganze sieben gebaut. Die Staatsbahn versucht, ehemalige Beschäftigte aus der Rente zurückzuholen, weil ihr 30% Personal fehlen. Genauso fehlt ihr aber auch Ausrüstung aller Art. Städtische Betriebe stehen vor dem Kollaps. In Königsberg werden seit Jahresbeginn Lebensmittelmarken wie zu den schlechtesten Zeiten der Sowjetunion ausgegeben, andere Oblasten wollen folgen. Die Duma berät über die Einführung der Kinderarbeit.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß unter solchen Bedingungen die Privatisierung von Staatskonzernen ein großer Erfolg wird. Wenn überhaupt, dann wird der Kreml die nur weit unter Wert verkaufen können, wie im Artikel ja wenigstens erwähnt, und damit nicht wie erhofft eine Menge Geld machen, nur um es umgehend im Ukrainekrieg zu verbrennen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.01.2025 10:44).