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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Embargos sollen ja nicht die Feinde treffen .....

Otto OHM schrieb am 29.03.2024 15:01:

Da scheuen deutsche Unternehmen nicht Kosten und Mühe alle amerikanischen Embargovorschriften einzuhalten , selbst echte Fallen wie das Exportverbot von Vaseline in den Iran ( denn welchen Zweck hätte der Sc.. ? ) und nun erfahren wir das wir seit Jahrzehnten den Feind mit Schiesspulver versorgen ?
Wird doch langsam albern !

Nö, nicht albern.
Erstens ist gerade der Punkt mit "seit Jahrzehnten" völlig normal. Vor 5 Jahren galt Russland noch als zwar unangenehmer, aber verlässlicher Handelspartner.
Zweitens ist Nitrozellulose halt bisher noch nicht auf den Sanktionslisten gewesen, das wird sich jetzt, wo es auffällt, wohl rasch ändern.
Drittens ist der Zweck nicht, den Gegner völlig von dem Material abzuschneiden. Das geht ohnehin nicht, es gibt immer Schmuggelrouten. In Wirklichkeit geht es darum, den Import zu erschweren und verteuern, so dass das Material teurer wird und nicht mehr so viel hergestellt werden kann.

Speziell bei Nitrozellulose sind andere Sanktionen relevanter, z.B. die chinesischen, indischen und nordkoreanischen Granatenexporte.
D.h. andere Sanktionsgüter sind eiliger/wichtiger. Aber ja, es sollte wohl auf die Sanktionsliste drauf.

Albern ist daran eigentlich nichts.
Allerdings sollte man sich erst darüber informieren, wie solche Sanktionen entstehen und wer da alles mitreden muss bzw. will, und wie schnell das geht, welche Nebenwirkungen man erwartet oder befürchtet. Es ist eben nicht so einfach, dass man sagt, alle militärisch nützlichen Güter dürfen nicht exportiert werden, da gibt es bei jedem Gut andere Nebenwirkungen zu beachten, sogar rein politische wie "die Türken produzieren das Zeug in großen Mengen und wollen die wegfallenden russischen Lieferverträge durch Verträge mit Westfirmen ersetzt sehen", was sich organisieren lässt, aber die Munitionsproduktion im Westen läuft erst an; will man den Türken ihre Nitrozelluloseproduktion kaputthauen, indem man sofort sanktioniert, oder das Zeug in Gottes Namen halt weiter exportieren lassen und später hat man dann volle Produktionskapazität? (Bitte tatsächliche Nitrozellulose-Produzenten für "Türken" einsetzen, ich weiß nicht, wer das ist.)
In solchen Situationen kann man Gründe für ein Ja und für ein Nein finden, und dann muss das ausdiskutiert werden.

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