Forderung:
"sofortiger Rückzug aller Truppenkonzentrationen um die und in der Ukraine"
Wunderbar, dann wird Herr Putin gewiss seine Truppen aus der Ukraine abziehen, namhaft den ukrainischen Territorien Krim & Donbas. Eine wertvolle Forderung.
Wo die Ukraine innerhalb ihrer Grenzen Truppen positioniert, geht allerdings niemanden etwas an. Zumal es extremst unwahrscheinlich ist, daß ukrainische Truppen irgendjemanden angreifen, gar Rußland angreifen.
Da es sich umgekehrt sehr deutlich anders verhält, Rußland bereits in die Ukraine einmarschiert ist und zwar 2014, Rußland bereits seit 2014 ukrainisches Territorium okkupiert hat, so werden die beiden aufrufenden Professoren gewiss verstehen, daß weitere russische Truppenmassierungen an der ukrainischen Grenze mit Argwohn betrachtet und mit Argusaugen beobachtet werden. Den Argusaugen amerikanischer Aufklärungssatelliten u.a.
Die USA haben übrigens die paar wenigen Soldaten, die sich auf Wunsch & Einladung der ukrainischen Regierung ebd. befanden unlängst abgezogen. Man wünschte sich, die russischen Truppen, die niemals von irgendeiner ukrainischen Regierung eingeladen wurden, würden es ihren amerikanischen Kollegen gleichtun und endlich aus Krim & Donbas verschwinden, wo sie widerrechtlich herumstehen. Das wär ja schon schön.
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Die NATO kann & wird weiterhin Staaten aufnehmen, die a) Mitglied der NATO werden wollen die b) die Anforderungen der NATO erfüllen und c) deren Aufnahme die einstimmige Zustimmung aller bisherigen NATO-Mitglieder findet. Wer etwas Gegenteiliges fordert, spricht der internationalen Organisation NATO die Handlungsberechtgigung ab. Das ist ebenso dumm wie dummdreist. Von Leuten mit Abitur & Studium hätte ich etwas mehr erwartet.
Gerade der Einmarsch Rußlands in die Ukraine zeigt eindrücklich, wie wertvoll & wichtig die NATO für die Freiheit der Völker und die Souveränität der Staaten Mittel- und Osteuropas ist. Es ist nun mal der üble Imperialismus Rußlands über den Warschauer Pakt gewesen, die kolonialen Landnahmen Rußlands in Moldawien ("Transnistrien") und Georgien (Südossetien), die die MOEs scharenweise in die Arme der NATO getrieben haben. Die äußerst BERECHTIGTE Angst vor russischer Okkupation, von der zahlreiche Staaten ein Lied singen können, Mitteldeutschland, Ungarn (Ungarnaufstand), Tschechien (Prager Frühling), Polen (das die von Rußland okkupierten Gebiete des Hitler-Stalin-Pakts bis heute nicht zurückerhalten hat), sowie Estland, Lettland & Litauen die samt & sonders von Stalin einkassiert wurden. Die Liste ist nicht vollständig, nur illustrativ.
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Da Professoren ja gerne auf Gedankenexperimente stehen, so sei den beiden Aufrufenden folgendes nahegebracht: Sie glauben doch nicht wirklich, daß ein einziger russischer Soldat heute in der Ukraine rumstehen würde, wenn die Ukraine so um 1998-2000 Mitglied der NATO geworden wäre: Damals wäre ein solcher Beitritt möglich gewesen, er wurde aber seinerzeit weder von Seiten der NATO noch von Seiten der ukrainischen Regierung angestrebt.
Wie man heute weiß, ist das ein katastrophaler Fehler der ukrainischen Außenpolitik gewesen. Weil sies damals nicht gemacht haben, haben sie heute die Russen an der Backe kleben und müssen einen Freiheitskrieg gegen sie führen. Einen Krieg, den Rumänien, Ungarn oder Litauen nicht führen müssen, weil sie klug genug waren, zu rechten Zeit unter den nuklearen Schutzschild der NATO zu schlüpfen. Ein Schild so hart & stark, daß kein Russe so dumm wäre, dagegen anzurennen:
Die 12 operativen Kampfjets der ungarischen Luftwaffe sind lächerlich gegenüber der Übermacht der Russen. Militärisch haben die Ungarn gar nichts gegen Rußland in der Hand, sie sind leichteste Beute. Die Ungarn haben nur einen Vertrag, eine Mitgliedschaft in einer Organisation, die sie aktuell vor russischer Okkupation schützt. Allein daß sowas funktioniert, ist ja schon kongenial. Und die NATO funktioniert seit 1949. Die NATO is really cool. Tough shit.
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Ich kann die beiden aufrufenden Professoren dahingehend beruhigen, daß die Ukraine so schnell kein NATO-Mitglied wird. Zum einen deswegen, weil die NATO grundsätzlich keine Mitglieder aufnimmt, die zum Zeitpunkt einer prospektiven Aufnahme in militärische Konflikte verwickelt sind. Das ist im Fall der Ukraine ja so, sie befindet sich aktuell im Krieg mit Rußland, daher gibt es keine Aufnahme in die NATO. Außerdem setzt die Aufnahme in die NATO Einstimmigkeit aller NATOnesen voraus, auch hier gibt es diese Einstimmigkeit nicht, so hat z.B. die deutsche Führung anklingen lassen, daß sie eine Aufnahme der Ukraine aktuell blockieren wird, aus Paris kommen ähnliche Verlautbarungen. Weiters hat die Ukraine gar keinen Aufnahmeantrag gestellt.
Satz mit x, aktuell geht nix.
Soweit erst mal.
bd